Halluzinatorisches Sehen
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Die Arbeit beschäftigt sich mit der literarischen Inszenierung halluzinatorischen Sehens um 1900. Sie versucht sich anhand zweier Einzelbeispiele – Oskar Panizzas Erzählung „Die gelbe Kröte“ von 1896 und Georg Heyms Novelle „Der Irre“ von 1911 – dem spezifisch narrativen Gestalten und den ausgeklügelten Erzählstrategien anzunähern, die der Gegenstand verlangt. Kompromisslos wird von verstörenden wie faszinierenden, farb- und lichtintensiven Augenspektakeln erzählt. Der Wucht des halluzinatorischen Bildertaumels ist mit nicht minderer Sprachgewalt zu begegnen. Panizzas Abwendung vom Arztberuf und seine Hinwendung zum Dichterdasein sind nicht zuletzt als Bekenntnis zur Inkommensurabilität des poetischen Erfassens zu werten, dem in diesem identitätsverletzenden Bereich des Daseins eine Annäherung gelingt: ein Sprechen in Bildern, Vergleichen, Gleichnissen, in Übertragungen und Vieldeutigkeiten. Das Gefahr verheißende Potential der halluzinatorischen Erscheinungen soll in ästhetisches verwandelt werden. In dem entscheidenden Moment, in dem es mit der Schriftbewegung zusammenfällt, verliert es an Bedrohung. Schreiben wird zum überlebensnotwendigen Balanceakt.