Kerstin Henschel - neue Horizonte
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Kerstin Henschel zeigt im Schloss Landestrost Malerei auf Leinwand und übermalte Fotografien. Beides wurde kombiniert, um die enge Verwandtschaft der völlig unterschiedlichen Arbeitsweisen deutlich zu machen. Zwei Drittel der gezeigten Bilder stammen aus dem Jahr 2018 und dokumentieren damit den neuesten Entwicklungsstand. Sie entstanden aus der Fortführung eines sehr konsequenten künstlerischen Weges. Bei aller Veränderung und Weiterentwicklung, die über die Jahre stattgefunden haben, ist Kerstin Henschels Kunst unverkennbar geblieben. Licht, das sich je nach Farbauftrag in unterschiedlichen Erscheinungen manifestiert, Abstraktion und Komposition bestimmen ihre Arbeiten. Ihre Malereien wachsen in einem langwierigen Prozess des Übereinanderschichtens von Acrylfarben, der gesteuert wird von Intuition und Ratio gleichermaßen. Die ganz sachlich als „Strukturbahnen“ betitelten Arbeiten entstehen in einem mehrere Jahre währenden Arbeitsprozess. Auf den ersten Blick sehr dekorativ anmutend, sind sie in Wahrheit Konglomerate aus vielfältigen Empfindungen, Eindrücken und Beobachtungen. Diese bilden visuelle Erzählstränge, die sich überlagern und sich zu einem abstrakten Sinneseindruck der Welt verbinden. Unter dem Titel „Horizonte“ fasst Kerstin Henschel zum einen eine Werkgruppe zusammen, bei der durchscheinende Schichten stark verdünnter Acrylfarbe übereinander aufgetragen werden. Dadurch entstehen Lebendigkeit und Tiefe und gleichzeitig eine fast meditative Ruhe. Horizontale Linien unterschiedlicher Breiten und Längen gliedern und halten auf sparsamste Weise den Bildraum und lassen trotz des gänzlichen Verzichts auf Gegenständlichkeit Vorstellungen von Landschaften entstehen. Obwohl sich hier Licht und Stimmung von Orten spüren lassen, die Kerstin Henschel geprägt haben, sind sie völlig frei von jedem Versuch der Nachahmung von Natur. Die surreal anmutenden Landschaftsbilder, ebenfalls als „Horizonte“ betitelt, die auf der Grundlage privater Fotografien der Künstlerin entstanden sind, leben vom Wechselspiel zwischen Realität, Abstraktion und Imagination. Kerstin Henschel löst in feinen Strichelungen die Farbe aus der Oberfläche und erzeugt so die Fotografie überlagernde Zeichnungen, die von innen zu leuchten scheinen. Die Bezeichnung „Horizonte“ könnte also durchaus auch programmatisch verstanden werden: Als Überschreitung des Sichtbaren, als Übergang vom Bekannten zum Unbekannten.