Der verfasste Körper
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»Wo die politische Aktivität beginnt, hört die politische Romantik auf«, hat einst Carl Schmitt polemisiert und damit als belanglos abgetan, was die Autoren der romantischen Generation mit ihren Texten programmatisch vorantreiben wollten: die Neubegründung des Sozialen als ›Gemeinschaft‹; die Stiftung eines Verbundes ohne ›äußerliche‹ Gesetze, Gesellschaftsverträge und rechtliche Garantien, gehalten nur von einem unsichtbaren, inneren Band. Die Studie fragt nach den historischen und ideengeschichtlichen Voraussetzungen dieser Utopie. Ihr besonderes Interesse gilt jenem Konzept des Organismus, mit dem die jahrhundertealte Vorstellung des politischen Körpers um 1800 eine neue Bedeutung gewinnt. Biomedizinische Wissenschaften, Anthropologie und Naturphilosophie der Zeit liefern die Argumente dafür, daß dieser kollektive Körper, statt länger nur rhetorische Figur zu sein, zur ›Natur‹ der politischen Sache selber vereigentlicht werden kann. Soziale Verbundenheit als körperliches Einssein nicht nur geistig, sondern auch sinnlich erfahrbar zu machen, erwächst durch sie zur zentralen Herausforderung der romantischen Literatur. Analysen zu Novalis’ poetischem Staat, Schlegels literarischer Bibel, Adam Müllers rhetorischer Nationaloffensive und Achim von Arnims kulturpolitischen Initiativen zeichnen diese Zusammenhänge nach. In ihrem Mittelpunkt steht die je spezifische Verschränkung von ästhetischer Praxis und politischer Ambition.