Das Imaginäre des Fin de siècle
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Das ›Fin de siècle‹, die Ästhetik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts, ist geprägt von einer Hinwendung zum Imaginären. Gegen die zunehmende positivistisch-naturwissenschaftliche Welterfassung, aber auch gegen die atomistische Lebenswelterfahrung im Zuge der Industrialisierung und Verstädterung werden Räume der Phantasie erschaffen, die von Entgrenzung und Verschmelzung, einer rauschhaften Anarchie der Psyche und einer neuen Wahrnehmung von Körper, Raum, Zeit und Klang bestimmt sind. Die in diesem Band versammelten Beiträge (u. a. David Wellbery, Hans-Ulrich Gumbrecht, Hermann Danuser, Gottfried Boehm, Wolfgang Iser) nähern sich dem Phänomen aus verschiedenen Perspektiven. Diskursanalytisch wird gefragt nach den Wechselbezügen zwischen Wissenschaft und Künsten: zwischen Philosophie, Religion, Lebenswissenschaft, Psychoanalyse und den avantgardistischen Kunstkonzepten der Zeit. Exemplarisch stehen Entwürfe und Gestaltungsformen des Imaginären in Literatur, bildender Kunst, Tanz, Film und Musik zur Diskussion, nicht zuletzt auch Grenzüberschreitungen zwischen den Medien. Indem der französische, englische und deutschsprachige Raum berücksichtigt werden, erscheint das ›Imaginäre des Fin de siècle‹ insgesamt als ein Symptom der westeuropäischen Zivilisation am Beginn der Moderne.