wespennest - zeitschrift für brauchbare texte und bilder
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WESPENNEST - ZEITSCHRIFT FÜR BRAUCHABRE TEXTE UND BILDER Gegen die Verrohung des Menschen im Ersten Weltkrieg, in dem mit den Soldaten auch unzählige Pferde, Kamele, Hunde und Tauben geopfert wurden, stellt Karl Kraus wiederholt den „Büffelbrief“ Rosa Luxemburgs, geschrieben 1917. Im Hof ihres „Kittchens“, dem Frauengefängnis in Breslau, beobachtete Luxemburg damals einen Transportwagen. Ihm vorgespannt waren Büffel, die sich abmühten, die schwere Fracht über die Schwelle der Einfahrt zu ziehen. Der begleitende Soldat hieb so lange auf sie ein, bis die Haut eines der Tiere, Zeichen für Dicke und Zähigkeit, zerriss. Die „Träne“ Luxemburgs, ihr Mitleiden hält den Satiriker Kraus gefangen, der Brief gilt als Ausdruck einer Nähe zur Natur und zum „guten Vieh“. Dort die sanften Büffelaugen, die Luxemburg an ein „verweintes Kind“ erinnern, hier – auf dem Cover der Herbstausgabe des wespennest – der skeptisch-beobachtende Blick des Schimpansen, fotografiert von Walter Schels. Dazwischen ein Jahrhundert, in dem sich das Verhältnis Mensch – Tier, das Tier-Halten, Tier-Essen und Tier-Werden, grundlegend gewandelt hat. Die Tiere sind erwachsen geworden, ihre Rechte gestärkt. Bleibt als Unterschied die singuläre Sprachwahrnehmung und Sprachproduktion des Menschen? Gib mir eine Tastatur und ich schreibe dir die Antwort – auch das könnte der Blick des Schimpansen sagen.