Orte, Räume, Wege
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Jost Galles „orte räume wege“ ist die Liebeserklärung eines Flaneurs an die Fotografie. Auf seinen täglichen Spaziergängen – vorwiegend durch Berlin – dokumentiert der knapp 80jährige Fotograf das auffallend Unauffällige der Metropole. Es sind Ausschnitte einer Umgebung, die normalerweise unterhalb der Wahrnehmungsschwelle liegen. Ohne ihr Abbild würde man schlicht und einfach darüber hinwegsehen. Galles Künstlerbuch versammelt in diesem Buch 12 Serien, die ebenso unprätentiöse wie lakonische Titel tragen. Hinter „bahn“, „weg“, „baustelle“ oder „wohngebiet“ verbergen sich meist vier bis sechs Motive, die sich auf die mindestens ebenso beiläufige Art mit ihrem Gegenstand auseinandersetzen. Galle geht es um den konzentrierten Akt des Fotografierens und der seinen Wanderungen einhergehenden Entdeckung kleiner „nuggets of magic realism“, wie es der britische Fotograf und Kritiker Gerry Badger nennt, auf den sich Galle in seinem Vorwort bezieht. „orte räume wege“ zeigt ein Berlin-Bild, das so gar nichts mit der Wahrnehmung der instgram-tauglichen Hotspots zu tun hat. Das turbulente, Angesagte, der neuste „hot shit“ – nirgends zu sehen. Galles Arbeit verwandelt auf diesem Weg das Stadtbild in ein Statt-Bild. Er erweitert so die Barthsche „counter memory“. Wir wissen, dass es ein Bild außerhalb des Suchers gibt, sehen es aber aber nicht. Übrigens: Eigene (Wieder-)Entdeckung bei Berlin-Kennern nicht ausgeschlossen.