Der rote Faden
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Künstlerbücher stellen in der Herzog August Bibliothek seit den 1950er-Jahren einen besonderen Sammlungsschwerpunkt dar. Künstlerbücher – ein facettenreiches Genre: Sie erzählen Geschichten, appellieren, illustrieren, kontextualisieren; sie sind performativ, lebendig, spielerisch und doch auch kritisch, politisch, ja sogar abgründig. Sie sind El Nicán-Náuat von Eckhard Froeschlin, der das Werk eines nicaraguanischen Dichters ediert und illustriert; sie sind Jin-shin von Veronika Schäpers und weisen auf Missstände im Tokyoer Nahverkehr hin; sie sind A Threnody for the Dispossessed von Eric Ruin, der ein Klagelied Geflüchteter visualisiert; sie sind Käfig von Carola Willbrand und setzen ein Zeichen für weibliche Autorschaft. Der rote Faden präsentiert in Text und Bild eine Auswahl der buchkünstlerischen Erwerbungen der Herzog August Bibliothek aus den Jahren 2000 – 2020. Mit zahlreichen Abbildungen und Hintergrundinformationen werden zwanzig Künstlerbücher von Buchkünstler*innen in den Blick genommen, die in ihren Themen, Materialien und Techniken ganz unterschiedlich sind und verdeutlichen, dass der rote Faden in der Ankaufspolitik aus vielen Strängen besteht, die aber durchaus miteinander verwoben sind. Mag die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Medium Buch noch so experimentell sein in Form, Farbe und Material, so verweisen die aktuellen Positionen doch auch auf den Altbestand der Herzog August Bibliothek und gewähren einen anderen Blick auf die historische Sammlung: Künstlerbücher fordern auf, die Perspektive zu wechseln, Dinge neu und wieder zu sehen, zu hinterfragen, zu begreifen und manchmal auch einfach nur zu staunen.