Napoleons Waterloo – Herrschaft der 100 Tage
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Bereits der Untertitel „Postgeschichte und Historiografie im Kontext“ macht deutlich, dass es sich bei diesem Werk um ein sehr ungewöhnliches Buch handelt. Davon legt auch das Vorwort von Klaus Weis, dem Präsidenten des Deutschen Altbriefsammler-Vereins, beredtes Zeugnis ab, wenn dieser schreibt: „Ich durfte Hans-Joachim Büll als einen Postgeschichtler kennenlernen, der sich mit seinen Forschungsarbeiten Themen widmet, an die sich nicht viele trauen. Diese Herausforderungen reichen teilweise bis zur Botenpost im Mittelalter zurück und das damit einhergehende, intensive Quellenstudium inklusive der oftmals unerlässlichen Archivarbeit ist sicherlich kein Fremdwort für diesen Experten. Zu einem seiner Spezialgebiete präsentiert Hans-Joachim Büll nunmehr eine mehrere 100 Seiten umfassende Publikation mit einer komplexen Aufarbeitung der napoleonischen Ära vor dem Hintergrund postgeschichtlicher Relevanzen. (Alt-)Briefe sind Zeitzeugen — das wird in diesem Werk in anschaulicher Weise dargestellt. Der enge Zusammenhang zwischen Postgeschichte und Zeitgeschichte verdeutlicht insbesondere durch die Berücksichtigung von Briefinhalten interessante und individuelle Facetten der seinerzeitigen Geschehnisse, deren Folgen das Staatengebilde in Europa neu ordnete. Der Zugang zu den Sammlungen prominenter Postgeschichtler begünstigt hilfreiche Illustrationen und die professionelle Umsetzung erleichtert auch für Philatelisten, welche bis dato keine Affinität zur napoleonischen Zeit entwickeln konnten, den leichten Einstieg.“ So sind 400 Seiten entstanden, auf denen Büll den Bogen weit spannt, nämlich die Entwicklungen aufzeigt, die seit den Zeiten derer von Thurn und Taxis den direkten Zusammenhang von Macht, Vorherrschaft und postalischer Dominanz prägten. Frankreichs Annexion der Österreichischen Niederlande, Holland in den Händen Frankreichs und die französische Herrschaft links des Rheines werden akribisch in ihren konkreten Auswirkungen auf den Postverkehr beschrieben. Nachfolgend die Auseinandersetzungen zwischen Preußen und Napoleon, der Diktatfrieden von Tilsit sowie das Großherzogtum Berg und die Hanseatischen Départéments und deren Folgen für den grenzüberschreitenden Postverkehr sind Kapitel gewidmet. Weitere – das versteht sich von selbst – dem Zusammenbruch des napoleonischen Imperiums 1812–1814, der 100-Tage-Herrschaft des französischen Kaisers 1815, der die Alliierte Besetzung Frankreichs bis 1818 sich anschloss. Auch solche Themen werden gründlich und zeitgeschichtlich spannend zu lesen aufgearbeitet, aber jeweils mit Blick auch auf Post, Zensur und Veränderungen im Postwesen. Dies zeigen auch die letzten drei Kapitel in beeindruckender Weise, die von der Thurn und Taxis-Interimszeit im Rheinland 1814–1816, der Preußischen Post im Rheinland und von den Niederländischen Postverbindungen 1814–1815 handeln. Anders als zahlreiche frühere Autoren behandelt Büll all diese Aspekte nie losgelöst von ihrem politisch-zeitgeschichtlichen Umfeld, was dem Buch nahezu ein Alleinstellungsmerkmal verleiht. Beeindruckend ist die immense Zahl der farbigen Belegabbildungen, die jeweils detailliert mit hoher Kompetenz beschrieben sind und aus den Kollektionen auch anderer namhafter Experten stammen. Wurde der Autor für seine herausragende postgeschichtliche Arbeit schon vor mehr als 30 Jahren mit der bedeutenden SAVO-Medaille geehrt, so kann man heute mit Fug und Recht einmal mehr feststellen, dass er diese und vielleicht auch weitere Ehrungen verdient hat. Das Buch ist der lesenswerte Beweis.