Bäuerlicher Widerstand, Gerichte und Rechtsentwicklung in Frankreich
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Mit der Analyse bäuerlichen Widerstandes im Frankreich des Ancien Régime greift dieses Buch eines der zentralen Themen der jüngeren europäischen Sozialgeschichtsforschung auf, verschiebt jedoch die Akzente von einer vorrangigen Betrachtung der bäuerlichen Revolten und Aufstände auf die Untersuchung eines anderen, aber - wie es sich zeigt - nicht weniger bedeutenden Mittels des Widerstands und der Konfliktlösung, den Gerichtsprozeß, und eröffnet damit für Frankreich ein bisher weitgehend Neuland gebliebenes Forschungsfeld. Schritt für Schritt wird die vielschichtige Verwobenheit von sozialer Realität, Rechtsverständnis, Rechtstheorie, Rechtsprechungspraxis und den Erfolgschancen, soziale Konflikte, wie sie zwischen Bauern, Grundherrn und anderen sozialen Gruppen des ländlichen Frankreich bestanden, auf dem Prozeßweg zu lösen, aufgedeckt. Mit Hilfe einer Methodik, die die Disziplinen der Rechtsgeschichte und Rechtssoziologie einerseits sowie der Sozialgeschichte und Konfliktsoziologie andererseits übergreift, gelingt es, einen umfassenden, von den Juristen wesentlich geförderten Prozeß von rechtlicher Emanzipation der Bauern nachzuweisen, in dem das Feudalrecht eine 'Umwertung der Werte' erfährt und in dem sich in gewisser Hinsicht ein frühzeitiger Aufbruch der Bauern aus der Ständegesellschaft ankündigt. Gezeichnet wird das Bild einer Gesellschaft, in der die Formen der friedlichen Konfliktlösung vor Gerichten bemerkenswert hoch entwickelt waren und in der schon manches Recht, dessen Verwirklichung eher eine Leistung der Französischen Revolution gewesen zu sein schien, schon erreichte soziale Realität war.