Verfolgung und Trauma
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Emmanuel Lévinas’ Buch Autrement qu’être ou au-delà de l’essence ist den Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung gewidmet. Diese Widmung bildet die erste der Pforten, durch die hindurch eine Annäherung an den Text ihre Schritte lenken muß. Die Autorin versucht, die Worte auf der Schwelle als das Buch nicht nur öffnende, sondern auch tragende zu lesen, wobei dieses Incipit ebenso eine fortwährende Bedrohung für den Text bedeutet. Denn es fügt ihm eine Verletzung zu, die kein Resultat, keine Erkenntnis beschwichtigen kann. Stellte Adorno die Frage nach der Möglichkeit des Philosophierens „nach Auschwitz“, so können in Lévinas’ Buch Spuren eines philosophischen Idioms ausgemacht werden, das nicht das Trauma der Verfolgung begrifflich einholen will, sondern das umgekehrt jenes Trauma die Begrifflichkeit einholen läßt. Das Desaster unseres Jahrhunderts, dem der Autorin zufolge Levinas’ Buch sich zu nähern versucht, zwingt dazu, andere Fragen anders zu stellen: die nach Leiblichkeit und Sterblichkeit, nach Gedächtnis, Gesetz und Geschlecht. Fragen nach dem, was aller Erkenntnis zum Trotz anders bleibt.