Staatsbildung und Reformpolitik
Autoren
Mehr zum Buch
Unter dem Einfluss der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons überschritt Deutschland die Schwelle zur modernen Zeit. Tiefgreifende Reformen in der politischen und gesellschaftlichen Organisation der deutschen Staatenwelt führten zum Durchbruch neuer Herrschafts- und Regierungsformen und zur Ausbildung der modernen Staatsbürgergesell-schaft. Das Herzogtum Nassau nimmt einen besonderen Rang unter den reformfreudigen deutschen Staaten jener Epoche ein. Herausgefordert auch durch die zeitweilige Gefährdung der eige-nen staatlichen Existenz, unternahm die nassauische Staatsregierung den faszinierenden Versuch, eine traditionale Gesellschaft durch Reformen „von oben“ radikal zu modernisieren. Der Verfasser untersucht nicht nur Verlauf und Struktur des Staatsbildungsprozesses in der „Wendeepoche“ vom 18. zum 19. Jahrhundert, sondern widmet sich ebenso eingehend den einzelnen Reformprojekten: Verfassung, Parlament und Regierungsorganisation wie auch die Reformen im militärischen Bereich, das Verhältnis von Staat und Kirche sowie das Armen- und Fürsorgewesen werden gründlich beleuchtet. Zu den herausragenden Reformen gehört auch die frühe Einführung der Simultanschule (1817) sowie eines für die damalige Zeit vorbildlichen staatlichen Gesundheitsdienstes. Im Rahmen dieser vorzüglichen Darstellung der nassauischen Reformpolitik behandelt der Verfasser nicht nur das Wechselverhältnis zwischen außenpolitischer Lage und innerer Ver-fassung, dem die Modernisierungspolitik im Kleinstaat Nassau unterlag. Er macht zugleich das spannungsreiche Beziehungsgeflecht zwischen Revolution, Reform und Restauration deutlich. Bemerkenswert ist auch die Feststellung des Verfassers, dass selbst nach den Karlsbader Beschlüssen im Herzogtum Nassau nicht alle Reformbestrebungen abrupt ende-ten, sondern auch für die 1820er Jahre ein Nebeneinander von reformerischen und restaura-tiven Bestrebungen kennzeichnend blieb.
Parameter
- ISBN
- 9783922244936