Denker denken Geschichte
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Die Ignoranz politischer Implikationen schien eine Wesensbestimmung besonders der deutschen Philosophie bis 1933 zu sein. Während die kritischen „Intellektuellen“ das Schicksal der Emigration traf, exerzierten die verbleibenden „Denker“ als Soldaten des Geistes für die neuen Machthaber. Heute darf man angesichts der „Enthüllungen“ zu Martin Heidegger etwa darüber streiten, ob die Biographie nun wirklich zählt oder letztlich nicht doch das „Werk“. Wie in diesem und in anderen Fällen nur wieder die Strategie der Denker gegenüber ihren Interpreten aufgeht, wird in dieser Studie kritisch rekonstruiert. Dabei kommt nicht nur die Hoffnung zur Sprache, die man in eine neue Sinngebung durch das große Denken gelegt hatte, sondern dessen verfehlte Verantwortung vor der Geschichte – durch Philosophen in Zentrum und Peripherie ebenso wie durch die zu neuen Ufern der Inhumanität aufbrechende Ersatzphilosophie des Naturforschers Konrad Lorenz. Die Zäsur von 1945 bedeutet die Verabschiedung von der Vorstellung, dass „Philosophie“ als die Subkultur von Textinterpreten zugleich ein gesellschaftliches Reflexionsmonopol besitzt.