Der Einfluss der Buchseite auf die Gestaltung der hochmittelalterlichen Papsturkunde
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Mittelalterliche Urkunden verkörpern den sichtbaren Niederschlag eines Hoheitsaktes. Kennzeichnend für die Urkunden der Päpste, Kaiser und Könige ist, dass sie meist besonders differenzierte Formgebungen aufweisen. Diese Studie trägt dazu bei, die Grundzüge dieser äußerlichen Textgestaltung, die graphische Konzeption also, als eine besondere visuelle Rhetorik zu begreifen, die mehr als nur der schriftlichen Präsentation einer Rechtshandlung dient. Den in jeder Hinsicht wichtigsten Zweig des mittelalterlichen Urkundenwesens bildet die päpstliche Urkunde. Aus diesem Grunde steht die Entwicklung ihrer äußeren Form im 12. und 13. Jahrhundert im Mittelpunkt der Untersuchung. Es wird gezeigt, dass Papsturkunden skripturale Formphänomene von eigener Art und Ästhetik sind. Der Autor beschäftigt sich ausführlich mit der Frage, inwieweit unterschiedliche Layout- Regeln und Kompositionsschemata architekturähnliche, hoheitliche Textfassaden hervorbringen, die in Verbindung zur allgemeinen Stilgeschichte der mittelalterlichen Schriftkunst stehen. Die hochentwickelte Formensprache und das daraus entstehende allgemeine Schrift-„Bild“ der Papsturkunden laden dazu ein, geschichtswissenschaftliche, kunsthistorische und textgraphische Perspektiven zusammenzuführen. Auf diese Weise erarbeitet die Studie völlig neue Einblicke in die Formgeschichte einer Quellengattung, die zu den bedeutendsten des Mittelalters gehört. Wesentliches Ergebnis ist der Nachweis, dass das Schrift- und Ornamentgefüge der Buchseite des „gotischen“ Zeitalters zum entscheidenden Vorbild für die Papsturkunde wird.