Soziologische Risikotheorie
Autoren
Mehr zum Buch
In dieser Arbeit wird auf die zwei wohl einzigen systematisch ausgearbeiteten soziologischen Theorien riskanten Verhaltens Bezug genommen. Die soziologische Systemtheorie betont die systeminterne Konstruktion jeglichen sozialen Risikos: Politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Risiken kommen nicht in der Welt vor, sondern sind Resultat politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Kommunikation. Risiken sind prinzipiell selbstreferentiell: Ein Risiko zu übernehmen, kann den möglichen Verlust bedeuten. Es deshalb nicht zu übernehmen, kann den Verlust entgangener Chancen bedeuten. Das Durchbrechen dieser Selbstreferenz, wie es jeden Tag millionenfach vorkommt, erklärt die kulturalistische Risikotheorie durch ebenfalls nicht in der Welt vorkommende, sondern kulturell produzierte Präferenzen für den Einschluß bestimmter Risiken und den Ausschluß anderer. In der vorliegenden Arbeit wird vorgeschlagen, die inzwischen gängige Reflexion (etwa durch Verhandlung) von Risikoparadoxien durch die Perspektive asymmetrischer Inkongruenz zu erweitern. Darunter werden nicht-lineare Kopplungen von inkompatiblen, aber funktional komplementären Operationskontexten verstanden. Organisationen, aber auch Individuen, die unter Unsicherheit sicher entscheiden und die Angemessenheit dieser Entscheidung nicht zugleich, sondern später, unter anderen Gesichtspunkten oder durch Andere bezweifeln, also verunsichern, arbeiten mit asymmetrischer Inkongruenz. Sie können dadurch Risikobelastungen im Rahmen begrenzter Rationalität halten. Inhalt: 1. Einführung: Exkurs: Risikoforschung im Überblick. 2. Funktionale Differenzierung: Komplexe Systeme Risiko als Systemkategorie Risiko und Gefahr 3. Politik der Ungewißheit: Selbstbindung unter Ungewißheit Risikotheorie Risikokontexte Organisierte Risikopolitik 4. Politisierung und Reflexion: Schließung und Irritation Kollektive Akteure Risikoreflexion Fazit Literatur