Problemlöseprozesse in Kleingruppen
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In vielen gesellschaftlichen Bereichen gilt die Arbeitsgruppe als ein wichtiger Bestandteil der Entscheidungsfindung (z. B. politische Gremien, betriebsinterne Arbeitsgruppen, das amerikanische Geschworenensystem etc.). Dabei werden Gruppen häufig implizit für produktiver als Einzelpersonen gehalten. Dies trifft jedoch nicht immer zu, sondern ist beispielsweise von der Art und Schwierigkeit der Aufgabe abhängig, die bearbeitet werden soll. In der vorliegenden Arbeit werden Problemlöseprozesse und Teststrategien bei 5-Personen-Gruppen analysiert. Diese Gruppen hatten eine intellektuelle Aufgabe des induktiven Schlussfolgerns zu bearbeiten. Auf individueller Ebene wird angenommen, dass eine Person vor allem dann ihre Meinung verändert, wenn sie dem Gruppendruck ausgesetzt ist und/oder mit überzeugenden Argumenten für einen anderen Standpunkt konfrontiert wird. Hierzu wird ein probabilistisches Wechselmodell formuliert und überprüft. Die Ergebnisse sprechen für die Bedeutung beider genannter Komponenten. Auf Gruppenebene wird untersucht, wie die Gruppenmitglieder ihre Einzelbeiträge zu einer kollektiven Entscheidung zusammenfassen. Hierbei wird diejenige Entscheidungsregel (z. B. absolute oder relative Mehrheit) identifiziert, welche die Gruppenentscheidung am genauesten vorhersagt. Die Resultate liefern wichtige Erkenntnisse über die Art und Weise des Einigungsprozesses in der Gruppe. Die Analyse der von den Gruppen verwendeten Teststrategien zeigt, dass es den Gruppen unter bestimmten Bedingungen intuitiv gelingen kann, sich adäquat im Sinne des Popperschen Falsifikationsprinzips zu verhalten. Schließlich liefert ein Katalog inhaltlicher, methodischer und auswertungstechnischer Gesichtspunkte wichtige Empfehlungen für zukünftige prozessanalytische Forschungsvorhaben im Bereich der sozialen Urteilsbildung und Entscheidung.