Belauschtes Leben
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»Ich habe das Gefühl, dass ich etwas rette, wenn ich es im Tagebuch aufnehme. Dort ist es lebendig.« Anais Nin Schreiben über sich selbst - in den Anfängen einer weiblichen europäischen Tagebuchtradition bedeutete dies eine, vielleicht die einzige Möglichkeit, sich schriftlich zu äußern, ohne einen Konflikt mit der Öffentlichkeit oder mit dem eigenen Ehemann zu riskieren. So wurde das Tagebuch zu einem Refugium für Frauen, denen andere Formen der schriftlichen Selbstfindung und Mitteilung nicht gestattet waren. Auf ihrem kulturgeschichtlichen Streifzug beleuchtet Verena von der Heyden-Rynsch einen besonders faszinierenden Aspekt dieser Tradition: die Tagebuchaufzeichnungen von Künstlerinnen und Literatinnen des 18. bis 20. Jahrhunderts. Ihre Lektüre ermöglicht Einblicke in ungeahnte Welten; das Tagebuch wird zum Schauplatz der Selbstbeobachtung und des Ich-Kults, es spiegelt schöpferische Prozesse und umfasst zeitgeschichtliche Reflexionen ebenso wie Auseinandersetzungen mit Eros und Sexualität. Nicht über sich selbst, sondern sich selbst schreiben - das definiert die hier vorgestellten europäischen Tagebücher. Das Buch enthält Tagebuchaufzeichnungen u. a. von Germaine de Stael, Ottilie von Goethe, Georg Sand, Lou Andreas-Salomé, Käthe Kollwitz, Anais Nin, Simone Weil, Luise Rinser und Anne Frank. Verena von der Heyden-Rynsch studierte Musik, Philosophie und Romanistik. Sie lebt in Paris und München und arbeitet als Übersetzerin, Autorin und Herausgeberin. Veröffentlichungen: »Vive la litterature!« (Hg., 1989); »Emile M. Cioran. Widersprüchliche Konturen« (Hg., 1989); »Elisabeth von Österreich« (Hg., z. Aufl. 1997); »Europäische Salons« (3. Aufl. 1997); »Riten der Selbstauflösung« (Hg. zus. mit Oswald Wiener, erw. Neuaufl. 1998).
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