Warten, Erwartung
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Warten und Erwartung: Zwei Begriffe, die – wie Lothar Pikulik herausarbeitet – keineswegs bedeutungsgleich sind: Warten ist passives Verharren im Noch-Nicht, Erwartung ist zielgerichtetes, aktives Streben nach dem Zukünftigen. Erwartung kann hoffnungsfroh oder bangend auf die Zukunft gerichtet sein, sie kann andererseits auch wehmütig dem Vergangenen nachtrauern: In jedem Fall relativiert eine (ab)wartende Grundhaltung das konkrete Interesse des Wartenden an der Gegenwart; unmittelbare Handlungsoptionen werden zugunsten einer noch ungewissen Aktivität in späteren Zeiten zurückgestellt. Lothar Pikulik vertritt die These, dass existenzielles Dauer-Warten prägend für das Lebensgefühl in historischen End- und Übergangszeiten ist. Zahlreiche Beispiele aus Literatur und Kunst belegen eindrucksvoll die unterschiedlich ausgeformten Erwartungshaltungen im Christentum, in der Aufklärung, in der Romantik, im Fin de siècle, in Exilantenkreisen der 40er Jahre, in der Gegenwart. Für die Moderne wird leeres Warten, eine Krise der Erwartung, diagnostiziert, andererseits ein »Als-ob« des Wartens bei Autoren wie Kafka, Beckett, Botho Strauss.