Das Lexikon der Fälschungen
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Orson Welles Am 30. Oktober 1938 wurde im amerikanischen Rundfunk Orson Welles Hörspiel War of the Worlds ausgestrahlt, eine Bearbeitung des gleichnamigen Romans von H. G. Wells. Zu Beginn, während und am Ende der Sendung wurde ausdrücklich gesagt, daß es sich um einen literarischen Beitrag handelt, dennoch konnten unaufmerksame Hörer glauben, sie erlebten eine Live-Reportage von der Landung eines Raumschiffes in New Jersey, und die Invasion der Außerirdischen stünde unmittelbar bevor. Ein ebenso bewegter wie besorgter Reporter, Orson Welles selber, berichtete von aufgeregten Bürgern und den Gegenmaßnahmen der Regierung. Der Rest ist, im wahrsten Sinne des Wortes, Legende und hält sich hartnäckig in der einschlägigen Literatur: „Unter der Bevölkerung brach eine Panik aus, man versuchte, sich zu verstecken, Lebensmittel wurden gehortet, die Telefonleitungen nach New Jersey brachen zusammen.“ (Georg Seeßlen: Kino des Utopischen). „Zehntausende verließen ihre Häuser, so daß es in mehreren östlichen Staaten der USA zu einem panischen Exodus kam. Viele Menschen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, andere brachen mit Herzanfällen zusammen.“ (Donald Keyhoe: Aliens from Space). Es soll sogar zu Vergewaltigungen durch die Mars-Invasoren gekommen sein. Über eine Panik in der Bevölkerung gibt es jedoch keinerlei Nachweise, weder im US-Verkehrsministerium noch bei der Gesundheitsbehörde. Es existieren zwar Presseberichte über Massenflucht und Verkehrschaos und Verletzte unmittelbar nach der Sendung, aber nichts davon läßt sich vefifizieren. Tatsächlich war es so, daß Orson Welles aus Publicity-Gründen vor der Ausstrahlung des Hörspiels die Zeitungen auf die angebliche Gefahr einer Panik aufmerksam gemacht hatte, und die Zeitungen ihrerseits machten aus Wettbewerbsgründen in ihren reißerischen Berichten aus der möglichen eine angebliche reale Panik. Auf diese Falschmeldungen stützten sich dann alle späteren Darstellungen über die einzigartige Wirkung des Hörspiels. Der Zauberer Orson Welles hatte sein Ziel erreicht. Casablanca Als der Film Casablanca am 29. August 1952 seine Deutschlandpremiere hatte, war aus dem Melodram über deutsche Besatzer und flüchtende Emigranten ein „Abenteuer-Reißer“ bzw. ein „Spionagefilm“ geworden, der mit der originalen Fassung nichts mehr zu tun hatte. Der deutsche Verleiher hatte aus Gründen der „Vergangenheitsbewältigung“ sämtliche Sequenzen herausschneiden lassen, in denen SS-Uniformen zu sehen waren; deshalb war diese Fassung 24 Minuten kürzer. Der Gestapo-Major Strasser tritt nicht in Erscheinung: Es fehlt auch im großen Finale auf dem Flugplatz die Szene, wie Strasser den Abflug von Victor Laszlo verhindern will und dabei von Rick getötet wird. In der Synchronisation wurden zusätzlich die Biographien der Hauptpersonen verfälscht und verändert, um jeden politischen Bezug zu tilgen: Der tschechische Widerstandskämpfer Laszlo mutierte zum norwegischen Atomphysiker Larssen. Daß er mehrere Jahre in einem deutschen KZ verbracht hatte, wurde unterschlagen. Es hieß lediglich, man habe ihm „übel mitgespielt“, weil er seine Erfindung sogenannter „Delta-Strahlen“ nicht dem Militär zur Verfügung stellen wollte. Daß er und Ilsa auf der Flucht vor den Nazis sind, bleibt unerwähnt, weshalb man jdie Tragik der Romanze überhaupt nicht verstehen konnte. Die FAZ schrieb damals etwas verwirrt von einem „merkwürdigen“ Film. Erst 1975 gab die ARD eine originalgetreue Version in Auftrag und sicherte dem Film damit auch in Deutschland seine Glaubwürdigkeit. Nacktfotos Da im Computer jede Fotomanipulation möglich ist, geistern Unmengen getürkter Nacktfotos von prominenten Filmstars durchs Internet. Der ansonsten zugeknöpfte Akte X-Star Gillian Anderson präsentiert sich hier ebenso hüllenlos wie Claudia Schiffer oder Sandra Bullock. Wer durch die brave Homepage der Superman-Freundin Lois Lane alias Teri Hatcher geklickt hat, findet am Ende eine Fülle von „Nude Celebrities“ im Angebot, natürlich gegen Bezahlung.