"Wie es umb der iuden recht stet"
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Im Mittelalter schufen Rechtsnormen, die von kirchlichen und weltlichen Autoritäten formuliert wurden, die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Existenz des Judentums in seiner christlichen Umwelt. Eine erstmals aus dieser Perspektive vorgestellte und analysierte Quellengattung stellen die deutschsprachigen Rechtsbücher des 13. bis 15. Jahrhunderts dar, die im gesamten Reichsgebiet entstanden und rezipiert wurden: Es wurden Rechtssätze eines bestimmten geographischen Raumes aufgezeichnet, um sie zu vereinheitlichen und für die Praxis verfügbar zu machen. Der von Eike von Repgow verfaßte Sachsenspiegel ist das früheste und gleichzeitig wirkungsmächtigste Beispiel für diese Art von Texten. In den Rechtsbüchern werden unterschiedliche Bilder vom Status der jüdischen Minorität in der christlichen Gesellschaft entworfen; besonders ausführlich behandelte Themen sind die vielfältigen sozialen Kontakte zwischen Christen und Juden, die wirtschaftliche Tätigkeit der Juden und ihre Stellung im Gerichtswesen, hier insbesondere die teilweise entwürdigenden Judeneidformeln und -rituale. Dabei sind die Rechtstraditionen, auf die die einzelnen Autoren zurückgreifen, von ihrer Bildung und ihren Lebensumständen abhängig: Juden und Judentum wurden entweder, von theologischen Vorgaben ausgehend, als Bedrohung der Christen und ihrer Religion abgelehnt oder, bei einem lebensnäheren Ansatz, als wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens gesehen, so daß man ihnen Rechtssicherheit für ihre Geschäfte und ihren Lebensalltag gewährte. Offensichtlich resultierte die Bedrohung ihres Status und ihrer Existenz nicht vorrangig aus der Rezeption von Rechtsquellen: Obwohl seit dem späten 13. Jahrhundert die soziale Degradierung der Juden allgemein zunahm und Pogrome immer häufiger wurden, wies man Juden in Rechtsbüchern trotz einzelner antijüdischer Äußerungen nach wie vor einen sicheren Platz in der zeitgenössischen Gesellschaft zu, der ein sicheres Leben und ertragreiche wirtschaftliche Tätigkeiten ermöglicht hätte.
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"Wie es umb der iuden recht stet", Christine Magin
- Sprache
- Erscheinungsdatum
- 1999
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- Titel
- "Wie es umb der iuden recht stet"
- Sprache
- Deutsch
- Autor*innen
- Christine Magin
- Verlag
- Wallstein-Verl.
- Erscheinungsdatum
- 1999
- ISBN10
- 3892442584
- ISBN13
- 9783892442585
- Kategorie
- Skripten & Universitätslehrbücher
- Beschreibung
- Im Mittelalter schufen Rechtsnormen, die von kirchlichen und weltlichen Autoritäten formuliert wurden, die entscheidenden Rahmenbedingungen für die Existenz des Judentums in seiner christlichen Umwelt. Eine erstmals aus dieser Perspektive vorgestellte und analysierte Quellengattung stellen die deutschsprachigen Rechtsbücher des 13. bis 15. Jahrhunderts dar, die im gesamten Reichsgebiet entstanden und rezipiert wurden: Es wurden Rechtssätze eines bestimmten geographischen Raumes aufgezeichnet, um sie zu vereinheitlichen und für die Praxis verfügbar zu machen. Der von Eike von Repgow verfaßte Sachsenspiegel ist das früheste und gleichzeitig wirkungsmächtigste Beispiel für diese Art von Texten. In den Rechtsbüchern werden unterschiedliche Bilder vom Status der jüdischen Minorität in der christlichen Gesellschaft entworfen; besonders ausführlich behandelte Themen sind die vielfältigen sozialen Kontakte zwischen Christen und Juden, die wirtschaftliche Tätigkeit der Juden und ihre Stellung im Gerichtswesen, hier insbesondere die teilweise entwürdigenden Judeneidformeln und -rituale. Dabei sind die Rechtstraditionen, auf die die einzelnen Autoren zurückgreifen, von ihrer Bildung und ihren Lebensumständen abhängig: Juden und Judentum wurden entweder, von theologischen Vorgaben ausgehend, als Bedrohung der Christen und ihrer Religion abgelehnt oder, bei einem lebensnäheren Ansatz, als wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens gesehen, so daß man ihnen Rechtssicherheit für ihre Geschäfte und ihren Lebensalltag gewährte. Offensichtlich resultierte die Bedrohung ihres Status und ihrer Existenz nicht vorrangig aus der Rezeption von Rechtsquellen: Obwohl seit dem späten 13. Jahrhundert die soziale Degradierung der Juden allgemein zunahm und Pogrome immer häufiger wurden, wies man Juden in Rechtsbüchern trotz einzelner antijüdischer Äußerungen nach wie vor einen sicheren Platz in der zeitgenössischen Gesellschaft zu, der ein sicheres Leben und ertragreiche wirtschaftliche Tätigkeiten ermöglicht hätte.