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Evaluierung einer neuen Lehrplankonzeption

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Die Entwicklung neuer Lehrpläne ist stets mit der Ungewissheit verbunden, ob und inwieweit die Anliegen der Lehrplankommissionen und der zuständigen Schulbehörden von den Lehrkräften rezipiert, akzeptiert, interpretiert und in die Unterrichtspraxis umgesetzt werden. Die Implementation innovativer Lehrpläne kann erst als erfolgreich bezeichnet werden, wenn die in ihnen verankerte offizielle Didaktik mit möglichst geringen Brüchen ihren Weg in die Praxis findet. Allerdings zeigen Beobachtungen aus dem Schulalltag, dass die mit großem Aufwand hergestellten Lehrpläne immer wieder fehlinterpretiert oder auch einfach nicht zur Kenntnis genommen werden. Die allgemeine Didaktik und die Fachdidaktiken haben sich lange Jahre mit diesem Problem nur unzureichend befasst, empirische Untersuchungen sind in der einschlägigen Literatur selten zu finden. Der Verfasser stellt exemplarisch am Fachlehrplan für Sport, der zum Schuljahr 1992/93 an den bayerischen Gymnasien in Kraft gesetzt worden ist, dar, inwieweit dessen Implementation gelungen ist. Die summative Evaluation setzt sowohl auf der intentionalen, auf der inhaltlichen und der strukturellen Ebene an; zudem wird die Einschätzung der Umsetzbarkeit durch die Lehrkräfte wie auch der Auswirkungen der Lehrplanvorgaben auf die Schüler erhoben. Hieraus werden Entscheidungshilfen für weitere Implementationsmaßnahmen sowie für die Ausbildung und Fortbildung von Sportlehrkräften abgeleitet. Die Untersuchung versteht sich als hypothesengenerierende Erkundungsstudie, als „empirischer Steinbruch“, der zu weiteren Forschungsbemühungen anregen möchte. Um Repräsentativität und eine gewisse Fragentiefe zu erreichen wurden im Frühjahr 1994 1.065 Lehrkräfte aus 141 Gymnasien mit etwa 200 Fragen konfrontiert. Die 698 verwertbaren Fragebogen wurden deskriptiv analysiert und auf durch die erhobenen Personenvariablen hervorgerufenen differenzierenden Effekte überprüft, die auf Grund der Literaturrecherche oder der Vorgespräche mit Experten zu erwarten waren. Die vielschichtigen Ergebnisse zeigen unter anderem, dass den Sportlehrplänen insgesamt zwar eine große Bedeutung zugeschrieben wird, eine Umsetzung in der Praxis aber nur teilweise stattfindet. Diese mangelnde Berücksichtigung hängt nicht von der Berufszufriedenheit oder dem Alter der Lehrkräfte, sondern von allgemeinen Einstellungen gegenüber Lehrplänen ab. Die mangelhafte Implementation des neuen Lehrplans spiegelt sich in einer Unsicherheit der Lehrkräfte wider, wie die Neuerungen einzuschätzen seien. Subjektive traditionelle Konzeptionen von Sportunterricht konnten durch die bis zum Untersuchungszeitpunkt durchgeführten Fortbildungsmaßnahmen noch nicht so verändert werden, dass die neue Grundkonzeption von der Mehrheit akzeptiert wurde. Dementsprechend werden die Anforderungen gerade der neuen Inhalte (z. B. Entspannungsübungen) als etwas zu hoch eingeschätzt und die nun sowohl den Mädchen als auch den Jungen zu vermittelnden Sportarten Fußball, Gymnastik und Tanz stoßen auf geschlechtsrollenspezifische Barrieren. Überraschend ist die Beobachtung, dass von den erhobenen Personenvariablen nur selten ein Einfluss auf das Antwortverhalten ausgeht. Am ehesten schlägt hier die allgemeine Bereitschaft durch, sich mit Neuem zu beschäftigen, also auch an den einschlägigen Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen ? ein Befund, der das Augenmerk auf die dringende Notwendigkeit motivierender Lehrerfort- und -weiterbildung lenkt.

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1999

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