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Die ökonometrische Gesellschaft

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In immer stärkerem Ausmaß scheinen ökonomische Vorteilüberlegungen auch jene menschlichen Lebensbereiche zu überlagern, die ursprünglich derartigen Regelungen nicht zugänglich waren. Ökonomie als Wissenschaft beginnt andere Disziplinen zu dominieren und das Entscheidungskalkül diesen Wissenschaften ihren Rentabilitätsüberlegungen zu unterwerfen. Genuin moralische oder ästhetische Urteile werden so den Maßstäben einer ökonomischen Rationalität unterworfen, die nicht in der Lage ist, die ganzheitliche Dimension der Lösung anstehenden Probleme voll zu erfassen. Während sich die ursprüngliche Fragestellung der Ökonomie vor allem auf die Verbesserung der nationalen Wohlfahrt konzentrierte und darum bemüht war, soziale Verbesserungen in die Wege zu leiten, wurde dieser Aspekt der Nationalökonomie mit fortschreitender Theoriebildung zunehmend in den Hintergrund gedrängt. Durch die Erzeugung eines irrealen Menschenbildes, spezifischer Rationalitätsvorstellungen und der Reduktion wohlfahrtstheoretischer Aspekte auf das Kriterium der Paretooptimalität hat die Ökonomie ihre Anschlussfähigkeit an die Lebenswelt verloren. Dennoch beginnen ökonomische Überlegungen zunehmend andere Theoriebereiche, insbesondere in den Sozialwissenschaften, aber auch der Jurisprudenz, zu überlagern. Derartige „Kolonialisierungsversuche“ basieren dabei vor allem auf der irrigen Annahme effizienter Problemlösungen durch die Ökonomie. Insbesondere im Rahmen systemtheoretischer, sozialpsychologischer und spieltheoretischer Untersuchungen lässt sich jedoch zeigen, dass die Problemlösungskompetenz der Wirtschaftswissenschaften weit hinter ihren selbstgesteckten Zielen zurückbleibt. Weder erweist sich der Markt als optimaler Allokationsmechanismus, noch lassen sich die Maßgabe ökonomischer Theorien soziale Fragen hinreichend beantworten. Es bedarf daher einer wirtschaftsethischen Erweiterung der Ökonomie, um einen erneuten Anschluss des Systems „Ökonomie“ an lebensweltliche Problematiken gewährleisten zu können.

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1999

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