Thomas Mann und Oskar Goldbergs "Wirklichkeit der Hebräer"
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Die Bedeutung, die der jüdische Religionswissenschaftler und Theologe Oskar Goldberg mit seinem Hauptwerk „Die Wirklichkeit der Hebräer“ für Thomas Mann und speziell für den Josephs-Roman hatte, ist von der Forschung bisher wenig untersucht worden. Zu schnell gab man sich in der Vergangenheit mit der Feststellung Thomas Manns, daß es sich bei Goldberg um einen „jüdischen Faschisten“ handele, zufrieden. Als solchen porträtiert ihn Thomas Mann im „Doktor Faustus“, aber es ist bemerkenswert, daß Thomas Mann Goldberg bereits seit 1927 kannte - und daß eben dieser später so vehement abgelehnte Goldberg zu einem wichtigen Mitarbeiter an der von Thomas Mann in Zürich herausgegebenen Exil-Zeitschrift „Mass und Wert“ werden konnte. Dieses Buch unternimmt daher den Versuch, die schwierige Geschichte der Kontakte zwischen Thomas Mann und Goldberg zu rekonstruieren. Grundlage dieses Versuches ist vor allem der inzwischen zugängliche umfangreiche Nachlaß Goldbergs im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Die Untersuchung zeigt, daß Thomas Manns Haltung gegenüber Goldberg bis 1942 durch ein vorsichtiges Interesse, ja eine gewisse Faszination bestimmt ist, die allerdings nichts an der eindeutigen moralisch-ethischen Ablehnung änderte. Das Forum, das Thomas Mann schließlich wählte, um diese Ablehnung auch zu artikulieren, ist das eigene Werk.