Amicus amicis, inimicus inimicis
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Das vorliegende Werk untersucht den Stellenwert politisch motivierter Freundschaft im 13. Jahrhundert. Diese amicitia symbolisierte ein hochwirksames Bündnis, das seinen Mitgliedern in Kristensituationen Schutz und Hilfe gewährleistete. Während derartige Abkommen im Früh- und weiten Teilen des Hochmittelalters weitgehend mündlich verabredet wurden, trat etwa seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die vertragliche, urkundliche Abfassung in den Vordergrund. Entsprechend beleuchtet die Untersuchung das Phänomen politischer Freundschaft in der Phase des Übergangs mündlicher Formulierung zu schriftlicher Fixierung. Zwar hat sich der Begriff amicitia und seine Verwendung im politischen Bereich vom Frühmittelalter bis hin zum 13. Jahrhundert in terminologischer Hinsicht gewandelt, doch sind bedeutende inhaltliche Veränderungen fassbar, die in erster Linie durch die fortschreitende Literalität im Beobachtungszeitraum begriffen werden können. So wurden die allgemein formulierten Freundschaftsbündnisse des Früh- und Hochmittelalters durch den Verschriftlichungsprozess des 13. Jahrhunderts und das daraus resultierenden Differenzierungspotential zu universell einsetzbaren politischen Verträgen. Sie waren nicht mehr ein Spiegelbild eines starren Freund-Feind-Denkens, sondern wurden durch ein immer komplexer werdendes Bündnis unterlagert und zu einem vielseitig einsetzbaren Mittel zum politischen Kontrakt. Die Untersuchung bietet eine Bestandsaufnahme politisch motivierter amicitia anhand eines abgegrenzten Personenkreises. Das Erhebungsmaterial der Analyse bilden die Verträge, die in der politischen wie geographischen Einflusssphäre der vier rheinischen Königswähler geschlossen wurden. Der Zugriff erfolgt im ersten Teil der Studie unter dem Aspekt der sozial-hierarchischen Ausrichtung der amicitia. Zum einen sind Allianzen erfasst, welche die Herrscher des 13. Jahrhunderts mit Magnaten an Mittel- und Niederrhein eingingen. Neben diesen als vertikal zu bezeichnenden Formen bilden zum anderen horizontal strukturierte Bündnisse den Gegenstand der Analyse. Das Tableau der Betrachtung bilden die wiederholten Zusammenschlüsse der rheinischen Kurfürsten, die in den Bündnisurkunden wiederholt als amicitia bezeichnet werden. Der zweite Abschnitt der Studie untersucht in einem systematischen Zugriff die wesentlichen Phänomene der amicitia und zeichnet ihre inhaltliche Umsetzung in verschiedenen Situationen anhand detaillierter Fallstudien nach. Im Zentrum steht dabei vor allem die Frage nach den Möglichkeiten der Konfliktbewältigung und -prävention durch Freundschafts- und Bündnisstrukturen. Dieser Zielsetzung sind die in einem dritten Abschnitt der Studie systematische Ausführungen über einzelne, auf Konfliktregulierung oder -vermeidung ausgerichtete Bündnisbestimmungen verpflichtet wie auch die Darstellung der Formen der unbewaffneten Konfliktaustragung durch Schieds- oder Vermittlungstätigkeit bestimmter Personenegruppen. Der Band wird durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein Register der Personen- und Ortsnamen erschlossen.