Zivilisation und Kunst
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In den letzten Jahren hat Mörikes Maler Nolten, der lange Zeit wenig beachtet und meist als düsterer 'Schicksalsroman' spätromantischer Prägung abgetan wurde, in zunehmendem Maße die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen. Die vorliegende Arbeit bietet eine Interpretation dieses Werkes auf der Basis der von Norbert Elias entwickelten Zivilisationstheorie, die durch psychoanalytische Modelle ergänzt und erweitert wird. Dabei soll die neue Deutung des komplexen und schwer zugänglichen Textes zugleich die Leistungsfähigkeit einer zivilisationstheoretisch orientierten Literaturwissenschaft demonstrieren. Unter zivilisationstheoretischer Perspektive erscheint Mörikes Jugendroman als eine ebenso intensive wie pessimistische literarische Auseinandersetzung mit den psychischen Strukturen des modernen bürgerlichen Menschen: Im Mittelpunkt des erzählten Geschehens stehen die tödlich endenden Identitätskrisen bürgerlicher Individuen. Mit dieser Problematik ist aber auch die in der Forschung bislang unterschätzte poetologische Dimension des Nolten eng verknüpft, die der gewählte Interpretationsansatz gleichfalls zu erschließen vermag: Der Roman thematisiert, wie die Studie herausarbeitet, in erstaunlicher Vielfalt die Bedingungen und Möglichkeiten des künstlerischen Schaffens in der sich formierenden bürgerlichen Gesellschaft.