Die Verteilungsgerechtigkeit in der Medizin
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Die Kostenexplosion im deutschen Gesundheitswesen und der damit verbundene Versuch des Gesetzgebers, durch ständig neue Gesundheitsreformen Kosten zu senken sowie die Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung stabil zu halten, führt zu einer zunehmenden Verunsicherung bei Ärzten und Patienten. Insbesondere die Mediziner sehen sich immer häufiger in die Rolle einer verteilenden Instanz gedrängt. Auf der einen Seite sind sie dem Wohl ihres anvertrauten Patienten verpflichtet und haben ihm sämtliche medizinisch notwendigen Leistunge zukommen zu lassen. Auf der anderen Seite stehen sie unter einem akuten Einsparzwang, damit die Ansprüche anderer und künftiger Patienten in der Solidargemeinschaft der gesetzlich Versicherten erfüllt werden können. Somit ergibt sich das Grundsatzproblem, wie in Zeiten knapper Ressourcen bei der Konkurrenz verschiedener Leistungsansprüche eine gerechte Verteilung der Mittel im Arzt-Patienten-Verhältnis erfolgen soll. Deshalb unternimmt es die vorliegende Arbeit, die Ursachen der Verteilungsproblematik unter dem Gesichtspunkt von Rationalisierung und Rationierung im Gesundheitswesen anhand des tatsächlichen Leistungsgeschehens in Klinik und Praxis aufzuzeigen. Hierbei geht sie insbesondere auf die Problematik der Verteilung von Organen innerhalb der Transplantationsmedizin ein. Im Anschluss daran überprüft der Autor, welchen Rahmen die Rechtsordnung dem praktizierenden Arzt bei seiner Verteilungsentscheidung vorzugeben vermag. Untersucht werden hierbei die Vorgaben des Arztethos und des Verfassungsrechts. Aber auch die indirekt ressourcenverteilenden Wirkungen des Strafrechts und insbesondere des Arzthaftungsrechts werden ausführlich dargelegt. In diesem Rahmen stellt die Arbeit das konfliktreiche Verhältnis von Arzthaftungs- und Sozialversicherungsrecht sowie dessen Auswirkungen auf den ärztlichen Standard und mögliche Verteilungskriterien dar. Zudem werden die weitgehenden Aufklärungspflichten des Arztes bei Verteilungsentscheidungen erläutert. Schliesslich zeigt der Autor detaillierte Lösungsansätze auf, wie sich der im Verteilungsdilemma befindende Mediziner im Einklang mit Rechtsordnung zum Wohle des Patienten verhalten soll.