Zur Pathologie des Sozialstaates
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Die hohen Arbeitslosenzahlen, der rapide Wandel des Altersaufbaus und die sich in Veränderung befindenden Familienstrukturen und sozialen Lebensformen erhöhen einerseits den Bedarf an staatlicher sozialer Sicherung, andererseits verringern sich die Handlungs- und Finanzierungsspielräume des Sozialstaats aufgrund der anhaltenden Strukturprobleme der Wirtschaft stetig. Der Diskurs um die Reform des deutschen Wohlfahrtsstaats und seiner sozialen Sicherungssysteme steht seit längerem ganz oben auf der politischen und sozialwissenschaftlichen Agenda. Die vorliegende Untersuchung diskutiert die Finanzierungskrise des Sozialstaats aus der Perspektive der Sozialökonomie. Im Zentrum der Analyse stehen die durch die sozialpolitische Umverteilung entstehenden ökonomischen Anreizstrukturen für private Haushalte. In Modellrechnungen werden die Einkommens- und Verteilungswirkungen des gegenwärtigen Steuer- und Transfersystems am Beispiel der sozialpolitisch immer bedeutsamer werdenden Gruppe der Alleinerziehenden aufgezeigt. Dabei wird von der Prämisse ausgegangen, dass Haushalte von Ein-Elter-Familien ihre Entscheidungen (für oder gegen die Aufnahme einer Erwerbsarbeit) als rationale, nutzenmaximierende Akteure treffen. Die Modellanalyse, die mit aktuellen Leistungszahlen der Sozialhilfe durchgeführt wurde, lässt sich als eine Kritik am bestehenden Transfersystem und seinen Fehlanreizen lesen. Alleinerziehende, die an der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit interessiert sind und die Beruf und Familie miteinander vereinbaren möchten, werden dabei eher zum Verbleib in der Sozialhilfe motiviert, als für ihre nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt.