Ich sehe was, was du nicht siehst
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Das mit der sogenannten Wende von 1989 aufgeflammte Interesse an Osteuropa war seither nicht wenigen historischen Konjunkturen und Korrekturen unterworfen. Die gesammelten „Seitensprünge“ der Germanistin Penka Angelova können in mehrfacher Weise auf die Sprünge helfen: So ist aus ihnen über die bulgarische (und anderer Balkanländer) Wirklichkeit zu lernen, wie sie sich aus Fortgang und Überlagerung historischer Prozesse entwickelt hat und in der gegenwärtigen Kräftekonstellation präsentiert - zwischen einer allgegenwärtigen Suche nach nationalen und regionalen Identitäten, der europäischen Integration und unveränderten ökonomisch-politischen Grenzziehungen. Die Zugangsweise der „Seitensprünge“ ähnelt so einem Verfahren, das einem „Rüsselsprung“ zwischen den Disziplinen und jeweiligen historischen Bezugspunkten gleichkommt, Innen- und Außenperspektiven verschränkt und mit dieser Beweglichkeit des Blickfelds zugleich das zentrale Thema des Bandes vorgibt: es gilt wie für Canetti die „Länder so kennenlernen, als gäbe es keine anderen; aber viele kennenlernen“. Dem Buch ist zu wünschen, dass es hierzulande mit dem selben Interesse gelesen wird, das in Bulgarien der deutschsprachigen Literatur (nicht zuletzt über Vermittlung von Penka Angelova) entgegengebracht wird. Auch wenn Bulgarien nicht gerade zu den Zielgebieten westlichen ökonomischen Interesses gehört, können die hier versammelten Texte doch zu einem passionierten Sprung an diesen Rand Europas animieren, der nicht von vordergründigem Kalkül motiviert ist - sondern auch davon, Verstehen abseits der eigenen, westlichen Präformierungen zu befördern. (Aus dem Vorwort von Judith Veichtlbauer)