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Vom Geist der Übertretung und Vernichtung

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Eine sittenlose Phantasie ohnegleichen und ein fanatischer Atheismus – das sind die beiden Grundpfeiler de Sade’schen Denkens. Diese beiden Säulen stehen keineswegs unverbunden nebeneinander, sondern der Geist der Übertretung, aus dem sich die zügellose Phantasie speist, treibt mit erbarmungsloser Logik den Geist der Gewalt und Vernichtung aus sich hervor. De Sade malt – nach seinen eigenen Worten mit dem Pinsel der Natur – ein „naturgetreues“ Bild einer vollkommen gottlosen Welt, mit einer Unerschrockenheit, die niemand sonst gewagt hat, und einer unerbittlichen Strenge, die keinerlei Ausflüchte erlaubt. Und jeder denkende Mensch, der Gott und die Religion rundheraus und rundherum ablehnt, muss darüber aufklären, ob er eine solche Welt will und, falls nein, erklären, wie ohne Religion eine Alternative gedacht werden sollte. De Sade hat das in aller Klarheit gesehen und die Folgen bejaht, ohne sie zu beschönigen. Darin liegt unbestreitbar seine düstere Größe, die es zu erinnern gilt in einer Gesellschaft, die Tabubruch und Schamlosigkeit ungestraft zum Stilprinzip einer „Spaßkultur“ erheben zu können glaubt, deren Opfer sie mit einer verlogenen Beredsamkeit verschweigt, im Vergleich zu der die libertine Stimme de Sades wie ein Aufschrei der Vernunft wirkt.

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Vom Geist der Übertretung und Vernichtung, Heinz-Günther Stobbe

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Erscheinungsdatum
2002
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