Prestige und Herrschaft
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Der Zugang zum Lübecker Rat beruhte im Mittellalter und in der Frühen Neuzeit weder auf der Zugehörigkeit zu einer festen, historisch fassbaren Gruppe, noch lässt sich eine solche Gruppe durch bestimmte Kriterien wie finanzielle Überlegenheit oder Abstammung bestimmen. Es lassen sich statt dessen spezifische Handlungsmuster der Ratsherren rekonstruieren, die hinsichtlich ihrer Funktion für Gewinn und Erhalt der Herrschaft in der Stadt zu befragen sind. Vor dem Hintergrund der Kultursoziologie Pierre Bourdieus interpretiert die Autorin die zahlreichen Zeugnisse materieller, bildlicher oder auch akustischer Selbstdarstellung der führenden Bürger neu. Anhand der frommen und mildtätigen Stiftungen in den Testamenten kann sie zeigen, inwieweit die Spenden zu Lebzeiten und die Vergabungen von Todes wegen das Selbstverständnis der Führungsschicht und deren Repräsentation in der Stadt widerspiegeln. Die Kirchen und Klöster bildeten das Handlungsfeld, in dem die Ratsherren ihr ökonomisches Kapital in religiöses Kapital transformierten, das ihnen Anerkennung und Prestige - nach Bourdieu ihr »symbolisches Kapital« - verlieh.