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Aporie und Subjekt

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Schopenhauers Werk, wenngleich in seinem Kern als „ein einziger Gedanke“ konzipiert, befindet sich in einem ständigen Span-nungszustand zwischen gegensätzlichen und scheinbar unvermittelbaren Positionen: Offen ausgesprochene, geradezu provokant entfaltete Widersprüche, Antinomien und Aporien prägen nicht nur die einzelnen Gestaltungsformen des „einen Gedankens“, sondern kennzeichnen bereits seine soteriologische Grundidee einer paradoxalen Überwindung des Weltgrundes (Wille) durch seine eigene Erscheinung (Erkenntnis). Dieser durchgängigen Heterogenität und Irrationalität, die oberflächlich betrachtet den Zusammenhang des Schopenhauerschen Gedankenganges immer wieder in Frage stellen und die als Konsequenz eines bewuss-ten Bruches mit dem Konzept der Vernunftphilosophie erscheinen, liegt nach der zentralen These des Buches eine Tiefenlogik zugrunde, die im epistemologischen, subjekttheoretisch angelegten Fundament der Philosophie Schopenhauers wurzelt: eine Logik, die als einheitlicher und durchgängig rationaler Steuermechanismus den „einen Gedanken“ zu einer konsequenten, stufenweise vollzogenen und immer weiter potenzierten Entfaltung seiner eigenen ungewollten Irrationalität nötigt. Getrieben von einer intrinsischen erkenntnistheoretischen Virulenz gerät Schopenhauers Gedankengang so in einen Strudel der Aporie, der zuletzt – am Ende eines quasi selbstverschuldeten epistemologischen Leidensweges – seine eigentliche Zielbestimmung offenbart: die Erlösung seiner selbst durch sich selbst, die Rebellion der Theorie gegen ihr eigenes Prinzip. Der „eine Gedanke“ ist demnach nichts als die Inszenierung seiner eigenen Auflösung.

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Aporie und Subjekt, Martin Booms

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Erscheinungsdatum
2003
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