Lesarten des Ruhms
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Als eine der ersten illustrierten Inkunabeln wurde 1473 in Deutschland Giovanni Boccaccios Buch »De mulieribus claris« von Johann Zainer in einer lateinischen und einer deutschen Ausgabe gedruckt. Dieses historische Kompendium stellt über 100 mythologische und historische Frauengestalten vor, um an ihnen den »verdienten Ruhm des weiblichen Geschlechtes« nachzuweisen. In den Drucken Zainers erhält das Werk Boccaccios jedoch durch die Illustrationen – und in der deutschen Ausgabe unterstützt durch die Eingriffe des Übersetzers Heinrich Steinhöwel – eine dezidiert moraldidaktische Lesart, die von den erklärten Intentionen des Verfassers erheblich abweicht. Anschaulich zeigt die Autorin in ihrer Studie, daß dort ein klar konturiertes Konzept idealer Weiblichkeit festgeschrieben und eine normative Differenzierung der Geschlechterrollen bestärkt werden soll. Darüber hinaus legt sie exemplarisch die Veränderung der Rezeption literarischer Texte im Zeitalter des Wandels von der handschriftlichen Tradierung zum gedruckten Buch dar.