Hermeneutik und Bibelexegese beim jungen Goethe
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Die Arbeit zeigt auf, in welchem Maße die Hermeneutik des jungen Goethe von der Auseinandersetzung mit bibelexegetischen Fragen geprägt ist. Insbesondere der Pietismus bietet Goethe verstehenstheoretische Paradigmen an, auf die er in spielerischer Weise bei der Entfaltung seiner Genievorstellung zurückgreift. Der „Wiedergeborene in Christo“, dem gnadenhaft Verstehen zuteil wurde und dessen Verzückung sich in normvergessener Zungenrede Bahn bricht, wird zur Schablone, nach der das Verhältnis von Eindruck und Ausdruck, Hermeneutik und Produktionsästhetik, gezeichnet wird. Dieses Umschlagen einer geistgewirkten, pneumatischen Hermeneutik in eine neue, genialische Produktionsästhetik wird von Goethe in der Auseinandersetzung mit theologischen und insbesondere bibelexegetischen Fragen in den Texten Brief des Pastors und Zwo wichtige bisher unerörterte biblische Fragen entworfen. Vor diesem Hintergrund wird u. a. deutlich, wie sehr der Aufsatz Von Deutscher Baukunst als produktionsästhetisches Manifest durch eine spezifische Verstehenstheorie bedingt ist, die ihre Prägung durch die pietistische Hermeneutik nicht verhehlen kann.