Chinas Weg - Annäherung und Abgrenzung
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Wer soll uns heute durch die zahllosen Krisen der Gegenwart führen? Qualifiziert eine juristische, betriebswirtschaftliche oder technische Ausbildung für die aktuellen Herausforderungen? Verstehen wir genug von den Bezugssystemen und Beziehungsgeflechten in Wirtschaft, Finanzen, Politik und Umwelt, um auch Wege aus den Krisen heraus zu finden? Von einem daoistischen Standpunkt aus betrachtet lautet die Antwort: nein! Den Wettbewerb um die Führungspositionen haben die Philosophen, Historiker und Literaten verloren, aber gerade in ihren Disziplinen ist ein Wissen verborgen, welches zu nutzen hilfreich wäre. Es ist ein Wissen vom Menschen und der Welt, welches auch das Nichtwissen in seiner einzigartigen Bedeutung würdigt. Eine herausragende Antwort auf die heute drängenden Fragen kommt aus China und ist schon Jahrtausende alt. Niedergeschrieben in der kleinen Schrift des Dao De Jing wird die grundsätzliche Situation des Menschen, seine Bezüge in der Welt und sein Bezugnehmen auf die Welt erfasst. Hier wird die Welt so erfasst, wie sie sich aus beobachtbaren Gegensätzen konstituiert. Hier ist der Mensch ein Strohhund, dessen geringe Kräfte und beschränktes Erkenntnisvermögen zum Masshalten und zur Bescheidenheit mahnen. Ein Mensch, der aus sich heraus oder im Einklang mit der Natur lebt, wird es nicht wagen, sich mit den Kräften der Natur zu messen oder diese gar zu unterwerfen versuchen. Die vorgelegte neue Übersetzung des Dao De Jing erschliesst das Potential des daoistischen Denken im Hinblick auf die aktuelle Situation des Menschen, nicht nur in China. Der moderierende Kommentar strebt eine Annäherung an das Dao De Jing und an das zeitgenössische China gleichermassen an, wobei deutlich wird, dass nur der eine Annäherung vollziehen kann, der sich selber erkennt und abzugrenzen weiss. Der Alte Meister oder Lao Zi hat mit seinem Dao De Jing keine Antwort alle heutigen Fragen gegeben, aber er hat den heutigen Menschen einen erkenntnistheoretischen Rahmen gegeben, in dem diese Orientierung finden können. Er beschreibt einen daoistischen Anfang des chinesischen Denkens, der zum Mitdenken auffordert und von uns selber in der Gegenwart weitergeführt werden kann. Dieses uralte chinesische Denken ist im zeitgenössischen China wieder aktuell geworden und wird damit auch zu einer Aufforderung an heutige Manager und Politiker im Westen, ihre Bezugssysteme im Hinblick auf deren Angemessenheit zu hinterfragen.