Die Schering AG in der Zeit des Nationalsozialismus
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In den 1980er-Jahren wurde der Vorstand der Schering AG mit Vorwürfen französischer und US-amerikanischer Historiker konfrontiert: Das Schering-Management habe sich während der Zeit des Nationalsozialismus unethisch verhalten. Entstehen konnten solche Vorwürfe dadurch, dass Gerüchte und Verdächtigungen jahrelang ignoriert wurden. Außerdem glaubte man, mit der Totaldemontage der Hauptverwaltung im Werk Berlin-Wedding am 28. Mai 1945 wären nicht nur Geräte und Maschinen, sondern auch sämtliche Firmenakten für immer verloren gegangen. Als auch in Deutschland Vorwürfe und Gerüchte über die Rolle Scherings in der Zeit des Nationalsozialismus aufkamen, wurde auf Drängen der Schering-Presseabteilung entschieden, diesen Gerüchten auf den Grund zu gehen. Gert J. Wlasich, damals Pressereferent für Standorte und Umweltschutz, recherchierte auch in seiner Freizeit in der damaligen DDR, in Polen und in der Tschechoslowakei. Nach dem Fall der Mauer ließ er im Ostberliner Stadtarchiv ursprünglich vom Magistrat gehortete Schering-Dokumente für das Schering-Archiv kopieren. Die Unterlagen wurden von Experten geprüft. Bislang falsch oder verzerrt interpretierte Vorgänge konnten richtig gestellt werden. Auf Wunsch des Schering-Vorstands blieb die sich anschließende Diskussion auf Fachkreise beschränkt. So blieben Anschuldigungen, die insbesondere aus Kreisen der Kritiker von Hormonpräparaten und Pflanzenschutzmitteln kolportiert wurden, in der Öffentlichkeit unwidersprochen. Gert J. Wlasich, bis zu seiner Pensionierung 2004 Firmenhistoriker der Schering AG, stützt sich in seinem Buch „Die Schering AG in der Zeit des Nationalsozialismus“ auf zahlreiche Quellen, die bisher teilweise noch nicht veröffentlicht wurden. Es ist ihm ein Anliegen, die Unternehmenskultur dieses Berliner Traditionsunternehmens darzustellen, auch weil dessen Name im Zuge der Übernahme durch die Bayer AG mittlerweile von Hausfassaden und Arzneimittelverpackungen verschwunden ist. Der Autor deckt auch die Ära der Weimarer Republik ab, jene Epoche der Firmengeschichte, in der das Unternehmen zur Schering AG wurde. Das Buch schließt so eine bisher bestehende Lücke in der Darstellung der Unternehmensgeschichte.