Unter der Platane von Gortyna
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Mathioudakis ist ein Dichter, der die heilenden Kräfte wachruft. Darin liegt seine zeitlose Aktualität. Wie sehr die Poesie der griechischen Sprache für ihn auch gerade Poesie der kretischen Volkskunst ist, dafür zeugen die liebevoll ins Deutsche übertragenen „Mandinades“ und die Beispiele kretischer Volksdichtung. In der Erzählung „Irene und Periander“ findet eine junge Frau, der der Krieg den Geliebten entriss, an der Seite eines altgewordenen reichen Witwers, der dreißig Jahre lang seine jung verstorbene Frau betrauerte, ein spätes Glück. Auf der Hochzeitsfeier singt ein Lyraspieler: „Heute leben wir,/morgen sterben wir“ und „Von dieser Erde,/die wir betreten,/werden wir alle gefressen.“ Der Berg Psiloritis, der Idaberg, der Berg des Gottes, der Berg der kretischen Heimat, ragt in die erzählerische und lyrische Welt des Autors hinein, der in der deutschen Sprache die Quellkraft der griechischen „Kastalia“ zum Sprudeln zu bringen versteht.