Asymptoten

„Da wurde mir klarer denn je, wie unmöglich es war, daß Alina und ich jemals zusammenkämen. Wie sicher war ich mir dennoch gewesen, daß genau das passieren mußte. Auf einmal wußte ich, daß meine Liebe zu Alina, diese meine einzige wahre Liebe im Leben unerfüllt bleiben würde. Alina und ich verhielten uns wie Asymptoten. So nah die scheinbare Schicksalhaftigkeit der Entwicklung uns für einander bestimmt und zusammengedrängt hatte, so dicht irgendein verquerer Wunsch von ihr und ein noch kränkerer von mir die Realität zu kitzeln und zu berühren schien, sosehr meine Kurve auf Alina zusteuerte und es aussah, daß ich gleich oder irgendwann unweigerlich in sie einfließen mußte, so aussichtslos und ausgeschlossen war mit geradezu mathematischer Unerbittlichkeit das Gelingen der Vereinigung. Die Richtung war eindeutig und unbestreitbar aufeinander zu, und doch bewirkte ein fremdes Gesetz, daß unsre Seelen sich nicht einmal im Unendlichen träfen.“ Die Geschichte einer zehn Jahre währenden Liebe im Berlin um die Jahrtausendwende. Schauplatz ist die Szene irgendwo zwischen Friedrichshain und Kreuzberg unter Künstlern, Studierenden, Kneipengängern und Nichtstuern. Alina und Thomas sind eigentlich ein Liebespaar wie Tausende andere auch. Doch sie erliegen in unterschiedlicher Weise, aber genauso extrem der Illusion, die Liebe nicht nur als Lebensform, sondern als Lebensinhalt nehmen zu können.