Paracelsus im Gedicht
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Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493-1541), kommt oft wie ein Proteus redivivus daher, mal als Arzt, dann als Naturphilosoph oder Theologe, dann wieder als Magier, Neuplatoniker oder Kabbalist. In der Vergangenheit hat mancher Scheingelehrter in den Paracelsischen Schriften und Pseudoparacelsica zu pfiffig geforscht, ausgetauscht, in törichter Klügelei Resultate gesichert, die vom Inhalt der Originaltexte weit entfernt sind. Eine dümpelnde Paracelsusphilologie der Moderne schuf wenig Abhilfe: Die Paracelsusforschung beruht noch immer auf editorisch morschen Fundamenten; zahlreiche Paracelsica sind nur in unzulänglichen Abdrucken zugänglich, ja noch manche Theologica warten auf ihre Erstherausgeber. Joachim Telles Überlegung und Wagnis, den Parcelsusbildern in der internationalen Poesie nachzuforschen, reicht in die 1970er Jahre zurück. Die nun vorliegende Anthologie enthält etwa 130 Texte von über hundert Autoren, setzt mit Zeugnissen aus dem 16. Jahrhundert ein und endet mit Dichtungen aus dem Jahr 2005. Für die Anzahl der in Paracelsus im Gedicht versammelten Texte gibt es im Schrifttum über Paracelsus ebensowenig Vorgänger wie für die Darbietungsweise: Im Unterschied zu fast allen im Rahmen der Paracelsusuntersuchungen seit dem 19. Jahrhundert erfolgten Abdrucken bestimmter Gedichte wurde darauf gezielt, die Texte mit ihren oftmals verschiedenen Vorlagen und Überlieferungen nach historisch-kritischen Gesichtspunkten zu edieren und ihnen, wo erforderlich, deutsche (Neu-)Übersetzungen beizugeben. Souverän werden die paracelsuskundlich bedeutsamen Eigenarten der Gedichte in einem umfangreichen Anmerkungsapparat erläutert. Mit dem Namen „Paracelsus“ wird für Schnaps, Bier, Magenbittter, Windtropfen geworben, Schulen sind nach ihm benannt, eine Medaille für hervorragende Ärzte, ein Schnellzug, Straßen, Plätze, Ringe und Wege und natürlich zahlreiche Apotheken. Sein Schicksal vollzog sich zu seiner Zeit zwischen Ächtung und Achtung. Wer sich mit den Texten der Anthologie beschäftigt, dürfte viel erfahren und den Einblick bis in den Kern einer Theorie der Medizin als nie mehr erreichte Einheit von „philosophia“, „astronomia“, „alchimia“ und „virtus“ gewinnen.