ZwischenZeiten
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Wilder Götter Gesang und gute Droge — “ZwischenZeiten”, eine Anthologie der Wesermarsch Curt Querner stand Pate. In seinen Tagebüchern beschrieb der 1976 ver-storbene Maler immer wieder die Faszination, die die Zwischenzeiten Frühjahr und Herbst auf ihn ausübten. November/ Dezember, Februar/ März: Das waren seine Zeiten; nichts hielt ihn dann mehr zu Hause. Bei Wind und Wetter zog er mit Staffelei und Malzeug auf den Acker, kauerte sich in die Schollen: „Heute wie gestern in B. auf dem Berg. Gesang eines wilden Gottes! Der Tag mit dem Schneesturm und den jagenden dunklen Wolken – wie Verschwörung. Gelbes am Himmel. Fanal von Trompeten. Erregendes Durcheinander da oben. Braune Fetzen ziehen dahin im Sturm, der heulend über den Berg brüllt. (.) Wunderbare Verwandlung, wunderbar brüllender Tag!” In der vorliegenden Anthologie wandelt sich jene Zwischenzeit des „To-sens der Natur” bald zum köstlichen Kitzel des Wartens in Situationen der Ungewissheit, bald zum Bedenken des Laufes der Zeit im allgemeinen. Die Spannung zwischen Liebenden füllt große Flächen des weiten Feldes „zwischen den Zeiten”, die existenzielle Ohnmacht zwischen Leben und Tod nicht minder. Und auch davon, dass das Mit- und Nebeneinander verschiedener Kulturen in unserer globalisierten Welt immer wieder für „wunderbare Verwandlungen” sorgt, legen die Beiträge Zeugnis ab. Ihre Autoren leben in Amerika, Bulgarien, Österreich, Frankreich, Italien und der Schweiz oder (wieder) in Deutschland. Sie stammen aus Berlin, Leipzig, München, Hamburg oder Düsseldorf. Überraschen kann dies nicht wirklich; die ubiquitäre Verfügbarkeit des Worldwide Webs bringt es mit sich. Die eigentliche Überraschung liegt in der starken Beteiligung von Autorinnen und Autoren aus der Wesermarsch. In den ersten Wochen der Ausschreibung kaum vertreten, kam die Wesermarsch langsam, aber ge-waltig. Ein Kaleidoskop unterschiedlicher Themen, Stile und Niveaus war die Anthologie ohnehin; erst die Vielzahl schreibender und „neu-schreibender” Wesermärschler aber machte aus ihr auch ein Dokument einer lebendigen regionalen Literaturförderung. Ob solcher Wortmut an der Landschaft liegt? Am Wesermarschwetter? Am Licht? Der Beitrag von Ines Schepker, einer Autorin, die wieder in der Wesermarsch lebt, legt es nahe: „Am Wasser leuchtet die Sonne, ein Glück. Viel Wind ist im Sand, es gibt einen Sturm. Die Wesermarsch braut sich einen eigenen Orkan, eine gute Droge. Ich will ihn verschlingen, ich will mir seinen Geschmack einverleiben von süß bis salzig. Er ist mir auf den Leib geschrieben.”