Grenzerfahrungen
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75 Autoren aus zahlreichen europäischen Ländern und der Bundesrepublik wurden aus mehr als 400 Zusendungen ausgewählt. Im Vorwort schreibt Peter Sodann: Kurz vor seinem Tod, im Jahre 1787, schrieb Mozart an seinen Vater: „Mein lieber Vater. Da der Tod (genau zu nehmen) der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit einigen paar Jahren mit diesem wahren, besten Freund des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes. Und ich danke meinem Gott, daß er mir das Glück gegönnt hat, mir die Gelegenheit zu verschaffen, ihn als den Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit kennen zu lernen. Ich lege mich nie zu Bette ohne zu bedenken, daß ich vielleicht, so jung als ich bin, den andern Tag nicht mehr sein werde. Und es wird auch kein Mensch, von allen die mich kennen, sagen können, daß ich im Umgang mürrisch oder traurig wäre. Und für diese Glückseligkeit danke ich alle Tage meinem Schöpfer und wün-sche sie von Herzen jedem meiner Mitmenschen.“ Das sind große und schöne Gedanken. Die größte Grenzerfahrung, so dachte ich immer, sei der Tod. Aber es gibt etwas, das stärker ist als der Tod. Davon kündet eine kleine Geschichte in diesem Buch, die besonders zu Her-zen geht und die sagt: Es gibt eine Liebe, die versetzt Berge. Wenn ich vor vielen Jahren in Leipzig am Friedhof in Wiederitzsch vorbeifuhr, las ich immer wieder einen Satz, der bis heute am Totenhaus steht: „Stärker als der Tod ist die Liebe.“ Dieser Spruch gibt zu denken, wohl ein ganzes Leben lang. Romeo und Julia ist das große Beispiel Shakespeares. Oder Janusz Korczak, der seine Schützlinge aus dem jüdischen Waisenhaus nach Auschwitz begleitet und mit ihnen gemeinsam in die Gaskammer geht. Die Liebe kann stärker sein als der Tod. In dieser Geschichte, die ich meine, ist sie es und eröffnet eine neue Dimension der Grenzerfahrung: „Ich habe ihre Küsse gehört. Es waren die leisesten Küsse, die ich je gehört habe.“