Murambi
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Der Roman Murambi von Boubacar Boris Diop ist ein Versuch, Antworten auf den Genozid im Ruanda des Jahres 1994 zu finden. Fragen über Fragen werden darin gestellt in Form zahlreicher, perspektivisch dargelegter Standpunkte und erlittener Schicksale. In einer klaren, nüchternen und minuziös bearbeiteten Sprache erzählt der Text durchgängig den mörderischen Wahnsinn des Menschen, das Grauen. Auf der Folie zweier Lebensläufe wird das ganze Geschehen erzählerisch aufgerollt und mosaikartig zusammengefügt: Cornelius, einerseits, der nach Jahren eines unbeschwerten Lebens im Exil in die Heimat zurückkehrt (Murambi) und mit dem Ausmaß des Verbrechens (auch seines Vaters) konfrontiert wird. Auf der anderen Seite verfolgt der Leser die Entwicklung einer anderen Protagonistin, Jessica, die in Ruanda geblieben ist und den Völkermord erlebt hat. Um nicht in die Falle eines esoterischen Dualismus der Ansichten zu geraten, lässt Diop zahlreiche andere Stimmen zu Wort kommen: einfache Bürger, gehetzt und geschlachtet wie Vieh, grausame Mörder, entsetzte Zeugen, Ausgelieferte. Durch ein solches Kompositions- und Erzählverfahren bekräftigt der Autor seine Meinung, dass die Wahrheit nirgends auf einen wartet, sie muss mitten im Scherbenhaufen des verunstalteten Lebens mühsam aufgelesen werden. Boubacar Boris Diops Roman Murambi. Das Buch der Gebeine ist in erster Linie ein Werk, das sich unmittelbar an unser Bewusstsein richtet. Es lädt uns zum Nachdenken ein, auch darüber, wie es gegen Ende des Textes heißt, dass „unsere Existenz kurz ist. Sie gleicht einem Rosenkranz aus Blasen, die in unserem Inneren platzen. Wir wissen nicht einmal welches Spiel das Leben mit uns treibt, aber wir haben nichts außer ihm.“