Kimmerische fahrt
Autoren
Mehr zum Buch
Ein Buch des Zwiespalts, der Abgründe, der Krankheit und der menschlichen Zerrüttung. Und ein Buch der Vision, der inneren Bilder, innerer dunkler Zusammenhänge, die ihre großartige Realisation im Wort finden. Schon Gottfried Benn stellte die ambivalente Grundprägung des Romans heraus: ein großer tragischer Wurf. Kimmerische Fahrt erzählt das Schicksal eines Kriegsheimkehrers nicht als Geschichte im herkömmlichen Sinn, als Abfolge von Ereignissen. Im Gegenteil, auf labyrinthische Weise sind die Erzählebenen und Figurenkonstellationen verschachtelt, und im ständigen, oft kaum merklichen Wechsel von halluzinativer Traumerzählung und diffuser Wirklichkeitsdarstellung verschieben sich die Handlungs-, Zeit- und Bezugskontexte. Auf seiner Reise nach „Kimmerien“ das homerische Land lichtloser Gestalten am Eingang zum Hades, führt die verzweifelte Selbstsuche des Protagonisten immer wieder in Bereiche der absoluten Verneinung und des eigenen Todes. Werner Warsinsky hat seinen preisgekrönten Debütroman als Appell an den Einzelnen verstanden, sich den Verdrängunqsprozessen der deutschen Nachkriegsgesellschaft entgegenzustellen und sich dem Verschweigen zu widersetzen. Für seine Erzählerfigur ist das wiederholte Durchleben der traumatischen Erfahrungen einer grausam entmenschlichten Vergangenheit von Krieg und Terror schmerzhafte, aber unvermeidbare Notwendigkeit. Der Roman spricht eindringlich und in einer ganz eigenen Form von den Traumata der NS-Zeit, so wie es im Kontext von Wiederaufbau, kollektiver Verdrängung und neuem Wohlstand selnesgleichen sucht.