Zwischen der Zeit
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ENTDECKUNGSREISEN ÜBER DEN AUTOR UND SEIN SCHREIBEN Welche Faszination des Entdeckens begegnet uns in diesem Lyrik-Band. Kein Film, der vor uns abläuft, vielmehr Wort für Wort, Zeile für Zeile, Gedicht für Gedicht eine Reise, die ihre Wirkung dadurch erzielt, dass sie durch Leser selbst entfaltet wird. Der Autor Jens Müller aus Bad Salzuflen bietet uns Strukturen/Elemente unseres eigenen Fühlens und Denkens zu unserem Verhältnis zu uns selbst und zu anderen, zu unserem Sein, zu unserer eigenen Existenz an. Wörter, Bilder, Spuren, die von uns mit Leben gefüllt werden müssen, die in jedem einzelnen Gedicht auch durchaus neu angeordnet werden können, dadurch neue Sinnebenen ergeben. Natürlich ordnet er nicht eines seiner Gedichte – weder innerhalb des Gedichts noch in der Abfolge der Texte – beliebig an, doch bleibt alles offen ge-nug, die Veränderung nach unserem Erfassen, nach unserem Einfühlen vorzunehmen. Eine Entdeckungsreise, die einem Puzzle gleicht, dessen fertiges Bild wir vorher nicht kennen und es dennoch fertig bekommen. Da gibt es kein überflüssiges Puzzleteil, kein einziges überflüs-siges Wort. Oder doch? Haben wir etwas vergessen einzufügen in unserer Entdeckung des Gedichts, haben wir einen Teil der eigenen Gedanken, der eigenen Gefühle aus den vorgegebenen Teilen des Autors nicht einordnen, zuordnen, nicht entwickeln können? Sollten wir es verwerfen können, ist es für unser Bild ein nicht dazugehörendes Teil! Unsere eigene Auseinanderset-zung mit einer solchen Entscheidung zeigt, dass es als gedachte, gefühlte Größe zumindest ein denkbares Puzzleteil ist. Einen solchen Gedichtband in dieser Form anzulegen, diese Komplexität der Inhaltlichkeit zu entwickeln, verlangt einen langen und ständigen Entwicklungsprozess des Schreibenden. So entstand dieser Band in Jahren, ist der Reifungsprozess des Schreibenden selbst. Es ist die eigene Entwicklung des Autors zu Einsichten, zu Fragen an sich, an die Welt, an uns. Jedes Wort des Bandes eine Entwicklung, mit dem anderen Wort eines Gedichts verbunden. Doch er beschränkt uns nicht durch sein eigenes Fühlen und Denken, zeichnet vielmehr Spuren, die mit uns selber gefüllt werden müssen. Lyrik als strukturelles Angebot des Entdeckens eignen Fühlens und Denkens. Immer wieder schlägt man die Seiten dieses Buches auf, erlebt die Gedichte neu, jeden Tag verschieden, kombiniert sie neu und am nächsten Tag wieder gänzlich anders. Strukturelle Weite für den Leser, sich auf immer wieder neue Entdeckungsreisen zu sich selber zu machen. Der Autor bietet kein Abbild eigener Aufarbeitung, bietet aus der Erfahrung der eigenen Fragestellung vielmehr die Chance zur Reflexion unseres Seins. Und am Ende des Bandes ein Jahreszeitenzyklus. Beim ersten flüchtigen Lesen fällt er heraus aus den Gliederungsebenen, aus der Gliederungstruktur. Doch beweist er sich rasch als unausweichliche Schlussfolgerung der vorhergehenden Kapitel, der Fragen an uns, an unser Verhältnis zu anderen, zur Welt. Die Einbindung in den naturgegebenen, noch nicht gänzlich zerstörten Ablauf unseres Daseins geleitet uns hinaus aus den Band, lässt uns im nächsten Anlauf das ‚jetzt‘ der Buchrückseite neu erkennen, anders bewerten. Ein Band, der uns täglich neu begleiten wird, denn er ist „VOLL VON LEBEN“, von unserem eigenen Leben.