Wie das Leben halt so spielt
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Am Anfang des Schüttelreimes war wohl ein „Versprecher“, kein Freudscher sondern ein Buchstabensturz, ein Wechstabenverbuchseln. Es war also eine kleine menschliche Schwäche, die den Minimalisten unter den Literaturformen aus der Taufe hob. Das macht ihn sehr sympathisch. Seither wird geschüttelt, was die deutsche Sprache so hergibt. Walther von der Vogelweide hat’s getan, Franz Mittler hat den Schüttelreim zur Meisterschaft geführt, und Karl Farkas hat ihn populär gemacht. Beim Schüttelreim führt der Zufall Regie. Durch das Vertauschen von Buchstaben entstehen unerwartet neue Wortkombinationen, die vom Schüttelreimer in einen scheinbar logischen Zusammenhang gebracht werden. Das erinnert an das Prinzip der dadaistischen Collage, also an die vielzitierte Begegnung einer Nähmaschine mit einem Regenschirm auf einem Seziertisch. Anarchistische Poesie im besten Sinn. Doch mit dem Schüttelreim ist es wie mit der Singlebörse: Die Besten sind schon lange weg. Das hält aber den Schüttelreimer Gottfried Wagner nicht davon ab, der vermeintlichen Aussichtslosigkeit zu trotzen und die Jagd nach dem ultimativen Schüttelreim fortzusetzen. Mit dem Spürsinn eines Trüffelschweins durchpflügt er auch noch die dunkelsten Winkel des deutschen Sprachackers, um an die letzten noch nicht geborgenen Schätze dieser geistreichen Zweizeiler heranzukommen. Das Ergebnis kann sich lesen lassen!