Die Irreführung
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Wahre Kunst ist einzigartig und unwiederholbar. (JP Morgan) Wer Kunst kauft, geht davon aus, daß es sich um ein Original handelt. Denn allein das Original befriedigt das Verlangen des Sammlers nach Einzigartigkeit. Eine Kopie wäre peinlich, eine Fälschung eine Katastrophe. Der ganze Kunstmarkt baut auf diesen Begriffen auf: Originalität, Einzigartigkeit, Echtheit. Sie sind der Schlüssel zum Verständnis der oft gigantischen Beträge, die für Kunstwerke bezahlt werden. Ein Original kostet das Hundertfache einer Kopie; eine Fälschung ist praktisch wertlos. Die Geschäftsbasis der Galeristen, Händler, Kuratoren, Auktionatoren, Kritiker, Sammler und Kunstliebhaber ist der Mythos von der Aura des Originals. Das Kunstwerk gilt als Ausdruck der Weltsicht und Schöpferkraft des Künstlers. Und verkörpert damit jenes Ideal, das im Zentrum unserer aus Renaissance, Aufklärung und Romantik hervorgegangener Weltsicht steht: das freie schöpferische Individuum. Der Wert eines Kunstwerks erklärt sich aus seiner Bedeutung als Symbol dieses zentralen Ideals unserer Kultur. Wenn ein Kunstwerk echt ist, kann es keine Fälschung sein. Und wenn es eine Fälschung ist, kann es nicht echt sein. Was aber, wenn zwischen einem echten und einem gefälschten Kunstwerk nicht unterschieden werden kann, z. B. weil die Fälschung keine Nachahmung ist, sondern gewissermaßen authentisch? Und was, wenn sich herausstellt, daß die angeblich nur der echten Kunst innewohnende Aura, diese unvergleichliche, faszinierende Wirkung auf den Betrachter, auch Fälschungen entfalten können? „Die Irreführung“ erzählt die Geschichte von Max Tormeister, der sich aus einfachsten Verhältnissen zum erfolgreichen Galeristen und Sachverständigen für klassische Moderne hocharbeitet. Sein wachsendes Selbstbewußtsein erleidet einen empfindlichen Rückschlag, als er mehrere Schiele-Fälschungen erwirbt. Als Ernst Pfeiffer, der wegen seiner Erfolglosigkeit als Künstler zum Fälscher wurde, aus dem Gefängnis entlassen wird, nimmt Max ihn unter seine Fittiche. Gemeinsam beschließen sie, Ernst Pfeiffers vom Markt verschmähte Bilder unter Vorspiegelung einer erfundenen Biographie als Werke eines verschollenen ungarischen Künstlers der 1930er Jahre auszugeben. Der Coup gelingt – bis erste Zweifel laut werden, ob dieser Künstler überhaupt existiert hat. Die handelnden Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Die Handlung selbst allerdings nicht. Und der Markt, in dem dies möglich ist, auch nicht.
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