Briefe von Draußen
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AuszugVorwort „Briefe von Draußen“ erzählt das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Sie war eine der ersten Feministinnen, eine der Ersten, die ein neues Weltbild in Kommunen zum Leben erweckte, eine der Ersten, die ihre Kinder antiautoritär erzog, die öffentlich über Sexualität und die freie Liebe sprach - und sie auch lebte. Die Uschi Obermaier der kleinen, katholischen Stadt Trier. Emanze. Vollweib. Revolutionärin. Kurz: Eine Provokation. Und doch greift kein Klischee, wenn es um das Leben Nelly Stockburgers geht. Ihre geliebte Mutter hatte sie gelehrt, stolz, wild und frei zu sein, während die Brutalität des Vaters sie zum Opfer machte. Erfahrungen, die ihre Persönlichkeit, ihr Leben und ihre Beziehungen für immer prägen sollten. Von alledem berichtet die studierte Sexualtherapeutin in ihrem Briefroman. Mal so anschaulich, dass der Leser sich zwischen Sandelholzduft, Trommelmusik und schönen Chaoten in einer der ersten Kleinstadtkommunen wiederfindet. Einer Welt, die ganz neuen Regeln gehorchte. Mal so philosophisch, dass er (oder natürlich sie) das Buch lange weglegen muss, um über das eigene Leben nachzudenken. Nelly Stockburger würde ihr selbstbestimmtes Leben für kein anderes aufgeben. Sie schreibt selbstbewusst, selbstkritisch und so humorvoll, dass der Leser auch die bitteren Pillen gerne schluckt. Und davon gab es genug. Der Versuch, in einer normalen Ehe zu leben, scheiterte an ihrer Andersartigkeit. Sie brach mit ihren drei Kindern aus und begann ein Leben, das nur noch den Bedürfnissen ihrer Kinder und ihren eigenen Idealen gehorchte. Egal, was die anderen dachten. Und so fühlte sie sich selbst in der von ihr mitbegründeten Subkultur oft als Fremde. Eine schöne Fremde. Eine begehrte Fremde. Doch ihre erste große, revolutionäre Liebe ließ sie mit dem bewusst gezeugten Wunschkind sitzen. Ein anderer schöner Wilder bat sie kurz darauf, der Vater des verlassenen Mädchens sein zu dürfen. Einfach so. Weil er seine kleine Mitbewohnerin lieb gewonnen hatte. Glücklich gründete Nelly eine Wahlfamilie, in der sich schnell auch die Eltern liebten. Dieses Glück endete nach zehn Jahren. Ein Ende, das mit dem Gefühl einherging, von Frauen verraten worden zu sein. Frauen, die sie doch als bessere Menschen verehrte! Und so waren es die Frauen, die sie dazu brachten, Glück und Freundschaft bei den Männern zu suchen. Nicht nur bei einem, sondern bei vielen. Sie fand es und erschuf dabei in drei Phasen ihr eigenes Konzept der freien Liebe.