Unglaube
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Im dunkelblauen, wadenlangen Rock eilt Rosalinde Hohmann zur Jugendstunde. Sie wollte den orangefarbenen Rock anziehen, doch der Vater hat es verboten. Er ist zu kurz. Die Zwanzigjährige wächst in einer streng gläubigen Familie auf und lebt in einer freudlosen Distanz zu weltlichen Belangen. An einem Herbstabend raubt Aaron, der geheime Freund ihrer jüngeren Schwester Magdalene, Rosalinde einen Kuss. Sie flieht – und kann den Kuss nicht vergessen. Er wird zu einem Widerhaken, der ihr Leben aufräufelt. Es ist nicht der Kuss, der ihr Gewissen plagt, sondern ihr fehlendes Schuldgefühl vor Gott. In ihren Kreisen bedeutet dies, die ewige Verdammnis verdient zu haben. Rosalinde fürchtet den ewigen Tod und durchlebt qualvolle Zweifel an ihrem persönlichen Glauben. Durch den Kontakt zu Magdalenes Freunden entdeckt sie eine bislang nicht gekannte Freude am irdischen Dasein und schlittert lebenshungrig in ihr Verhängnis. Die Angst vor der Verdammnis verfolgt sie und nährt ihre seit Kindertagen trotzig nagenden Zweifel. Ist Gott wirklich gerecht? Ausgerechnet die Erkenntnisse der Theologie führen sie heraus aus dem Dickicht des Glaubens.