Unsichtbare Spuren
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Vom Geheimnis des Lebens, kurzen Gedichten und unsichtbaren Spuren Das fünfte Buch des Haiku-Autoren Dietmar Tauchner erscheint jetzt bei Red Moon Press Dietmar Tauchner kann kurz. Der 1972 geborene Dichter aus Österreich kann das Kurze sogar so kunstvoll, dass er bereits zahlreiche Wettbewerbe und Preise gewonnen hat. Er kann darüber hinaus auch Musik und Film, kooperiert hier gerne mit Größen des jeweiligen Genres. Und er fördert andere Autoren, die sich auf den Weg des Haijin gemacht haben: den Weg des Haiku. Jetzt hat er sein fünftes Buch auf diesen Weg gebracht: das zweisprachige „invisible tracks/unsichtbare spuren“. Der Kurzlyriker und Sprach-Enthusiast Tauchner – der in Puchberg und Wien wohnt, aber auch in Amerika und Japan zu Hause ist mit seinem Schreiben – gehört zu den Haiku-Autoren, denen im Beobachten das Geheimnis des Lebens stets gegenwärtig ist. Er schaut nicht nach hinten in seinen von Gegenüberstellungen geprägten Werken, sondern immer auf das Jetzt. Und taucht doch das Gestern einmal auf, dann ist es der Gedanke daran oder das dazu gehörige Gefühl, das den Moment öffnet: Wolkenwelt woher wir kommen wohin wir gehen world of clouds where we come from where we go Dieses erste von 100 Haiku des Buches begegnet dem Leser nach einem Vorwort des erfahrenen George Swede (Kanada) und einer ausführlichen Auseinandersetzung des genauso versierten Dietrich Krusche (Deutschland). „Dietmar Tauchner is at his versatile best", sagt Swede zu dem neuen Werk. „Je mehr ich mich in die vorliegenden Kurzgedichte vertiefe, desto sicherer bin ich mir, dass sie in der Tradition des japanischen Haiku stehen“, eröffnet Krusche seine kritische Betrachtung. Auf 13 lesenswerten Seiten setzt der Alt-Meister sich intensiv mit einzelnen, zum Teil mit sehr prägenden Texten auseinander. Vor allem die optische Umsetzung von Haiku-Gedanken in scheinbar konkrete Poesie beschäftigt ihn. Vier Kapitel geben den „invisible tracks/unsichtbare spuren“ eine geheimnisvolle Struktur. In ihren Titeln geht es auch um Blütenstaubpollen, um Identitätsschleifen und um Bilder „Von einem der Sterne“. Einmal lockt Dietmar Tauchner also den klassisch orientierten Haiku-Leser mit dem Versprechen von Naturerlebnis, doch darum herum schließt er zugleich zwei eigene Entwicklungsphasen weitgehend ab: die beiden letzten Werke „Noise of Our Origin“ und „Steg zu den Sternen“. Tauchner bricht wieder auf zu neuen Ufern in diesem Buch, das vom renommierten Haiku-Verleger Jim Kacian verlegt wird und bei Red Moon Press in den USA erscheint. So unsichtbar sind seine Spuren dabei nicht, wie der Titel grantelt. Zumindest seine Worte sind hörbar, seine Bilder spürbar. Und sie werden Einfluss haben. Denn sie bieten den Lesern in dieser von mutmaßlichen Fakten und Nachrichten ertränkten Gegenwart von Anfang an Yugen, das Dunkle, Tiefe und Mysteriöse der japanischen Ästhetik. Und so wird sich auch der Leser fragen: Warum eigentlich widmet der Autor sein Jüngstes auf Deutsch der Eva und auf Englisch einer Brigitta? Dietmar Tauchner: Invisible Tracks/Unsichtbare Spuren; Red Moon Press, 2015, 134 Seiten, 15 €. ISBN: 978-3-95632-279-2 Ralf Bröker