Der Morgenengel
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In seinen Gedichten begibt sich Dmitri Misgulin auf die Suche nach Schönheit, Harmonie und Gerechtigkeit in einer von Verfall, Unruhe und Brutalität mehr und mehr heimgesuchten Welt. Ganz gleich, ob er sich der Religion, der Liebe oder der Natur widmet – es gibt in seinen Versen fast immer einen Punkt, an dem das gewählte Thema auf eine Ebene gehoben wird, wo es gesellschaftlich relevant wird. Dann klingt der Dichter orakelhaft, verwandelt sich für Augenblicke in eine unbestechliche moralische Instanz, die Recht von Unrecht unterscheiden kann, weil sie das große Ganze erblickt. Darf Poesie so moralisch sein? – Ja, insofern sie Poesie bleibt. Und Misgulins Werke, die in der Tradition der russischen Lyrik stehen und an Stimmen wie der von Sergej Jessenin unüberhörbar geschult sind, bleiben nicht nur poetisch, sondern zeigen in ihrer rhythmischen Vielfalt, in ihrem fein ausbalancierten Klang, in ihren überraschenden Wendungen, oft einen hohen Grad von Virtuosität. Einer Virtuosität, die freilich niemals als solche in den Vordergrund tritt, sondern bereit zur Bescheidenheit ist, um dem Gesamtausdruck zu dienen. Der Band erlaubt einen kleinen Einblick in das umfangreiche OEuvre Misgulins, in der Hoffnung, für einige ähnlich Suchende zu einem möglichen Fund zu werden.