Linds letzte Laune
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Er war ein machtbessenes, monströses Arschloch. Doch als der Tod kam, da war er klein. Klein wie ein mickriges Würstchen. Oder war es umgekehrt? Ein armseliger Arschkriecher, der in seinem monströsen Abgang seinen größten Moment hatte? Man weiß nicht, was man von alldem halten soll. Was soll man überhaupt von allem halten? – Oder einfach nur den Mund? Wie Kruschel es stets tat, wenn es drauf ankam. Der aber dann doch wenigstens einmal über sich hinauswuchs: Als er zur Feder griff – und dies hier niederschrieb. Es könnte das sein, was man landläufig als Kriminalroman bezeichnet, aber es ist eben die Wirklichkeit, oder das, was Kruschel dafür hielt – oder auch nicht. Man weiß es nicht. Es ist einfach zu kompliziert. So wie das Leben. So wie der Tod. Um beides dreht sich alles und man könnte verrückt werden - oder einfach nur laut loslachen. Nach einer rauschenden Semesterabschlussfeier des Romanistikseminars verschwindet der Universitätsprofessor Michael Mailänder spurlos. Die in Mailänder verliebte Studentin Isabelle von Waldenberg ist ratlos – und unendlich eifersüchtig, hatte Mailänder doch offenbar ein Verhältnis mit ihrer Kommilitonin. Tage danach wird der Chefredakteur der großen Regionalzeitung „IHR“ („Ihre hehre Regionalzeitung“) an einem eisigen Morgen tot und zerstückelt im Verlagsgebäude aufgefunden. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen? Im Zentrum des Romans „Linds letzte Laune" steht zwar die kriminalistische Frage nach dem Tod einer Figur und dem Verschwinden einer anderen. Doch der Roman, dessen einzelne Erzählepisoden sich immer wieder nur für Augenblicke berühren, ist alles andere als eine klassische Ermittlergeschichte. Unter dem Damoklesschwert des sterbenden Printmediums Tageszeitung flackern Sehnsüchte auf, werden existenzielle Themen verhandelt. Die Suche der Jugend nach ihrer Zukunft, die Lebensperspektiven einsamer Menschen in der Midlife-Crisis und die Bodenlosigkeit, wenn die oberflächliche Fassade eines Lebens in sich zusammenstürzt. Im Mittelpunkt des Romans stehen Menschen in Führungspositionen, die mit sich und der Welt heillos überfordert sind, und die Frage: Warum nur muss es immer wieder soweit kommen? Der Autor Stefan Dettlinger, geboren 1965 in Stuttgart, ist Feuilletonchef einer regionalen Tageszeitung. Er studierte Klavier, Gesang, Komposition und Musikwissenschaft in Stuttgart, Paris und Berlin. Er schrieb Gedichte, arbeitete für deutsche, französische und Schweizer Magazine und Zeitungen. Mit „Linds letzte Laune“ legt er seinen ersten Roman vor.