Ruhreinwärts verdichtet
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Den Menschen in einer postindustriellen Gesellschaft wie dem Ruhrgebiet zu fassen, und zwar in seinem Verhältnis zu sich selbst, zur Natur, zu seinen Mitmenschen, in seiner divergierenden Vielfalt und seinen gesellschaftlichen Bindungen, das ist das Anliegen von Artur Nickel. Sein Unterfangen ist gewagt, hat doch das Ruhrgebiet über Jahrzehnte hinweg seinen eigenen Typus an Sprache und Menschen nach außen geprägt. Von der Grün, die Gruppe 61, der Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, die Bottroper Protokolle und viele andere stehen dafür. Der gesellschaftliche Wandel des Ruhrgebiets hat diese Literaturtradition mit ihren Inhalten jedoch vorläufig an Grenzen geführt. Neuere Versuche sie zu ‚erden‘, etwa mit Fährmanns Jugendliteratur, mit Popliteratur, mit regionalem Krimi oder neuer Lyrik, zeigen an, dass es heutzutage kaum mehr gelingt, die sich wandelnde Entwicklung angemessen literarisch zu greifen und in größere literarische Zusammenhänge einzuordnen. Das gilt in seiner Breite bisher auch für die Migranten und die Migrationsliteratur, obwohl es da sicherlich inzwischen eine Vielzahl von wichtigen Ansätzen gibt, die vorwärts weisen. Wesentliche Teile der gesellschaftlichen Entwicklung im Ruhrgebiet werden aufgrund des voranschreitenden Wandels ganz offensichtlich heute nicht mehr angemessen literarisch wahrgenommen. Der literarische Ansatz, den Artur Nickel vertritt, bietet nun die Hoffnung, dass sich hier eine Wende vollzieht. Die sich auflösende Einheit des Ruhrgebiets als Industriekultur beinhaltet für Artur Nickel, wenn wir ihn richtig verstehen, keinesfalls den Zerfall der Literatur an der Ruhr in unabhängige Teilelemente. Vielmehr formieren sich diese Elemente bei ihm zu einem neuen prozesshaften Ganzen.